Migros-Präsidentin Ursula Nold erwägt Entmachtung der Regionalfürsten
«Einen Fall Piller darf es nie mehr geben»

Das erste halbe Jahr der Migros-Präsidentin Ursula Nold war geprägt vom Rechtsstreit um den Chef der Genossenschaft Neuenburg-Freiburg, Damien Piller. Sie zeigte sich enttäuscht über sein Verhalten. Und will Konsequenzen ziehen.
Publiziert: 12.12.2019 um 18:22 Uhr
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Bei ihrer Wahl im März hatte die Migros-Präsidentin Ursula Nold noch Grund zum Lachen.
Foto: Valeriano Di Domenico
Claudia Gnehm

Erstmals seit ihrem Antritt am 1. Juli äussert sich Migros-Präsidentin Ursula Nold (50) zur turbulenten Zeit. Die Strafklage des Migros-Genossenschaftsbunds (MGB) gegen den Präsidenten der Genossenschaft Neuenburg-Freiburg, Damien Piller (61), wurde an ihrem zweiten Arbeitstag bekannt. Seither ist Feuer im Dach.

«Ich kenne Herrn Piller seit vielen Jahren und bin menschlich enttäuscht, dass wir keine Lösung finden konnten», sagte sie am Donnerstag in Zürich. Der MGB sah sich zur Strafanzeige wegen ungetreuer Geschäftsführung gezwungen. Piller soll sich im Zusammenhang mit seinen Immobiliengesellschaften auf Kosten der Migros um 1,6 Millionen Franken bereichert haben.

Nold sind die Hände gebunden

Piller weist bis heute alles von sich. Er trat in der Vergangenheit mit immer neuen Gutachten, die seine Unschuld beweisen sollten, an die Öffentlichkeit.

Die Zentrale in Zürich forderte seinen Rücktritt. Die Genossenschaft Migros Neuenburg-Freiburg und die dortige Personalkommission taten es ihr gleich. Piller aber hatte letzten Monat bei der Abstimmung über seine Absetzung überraschenderweise eine deutliche Mehrheit der Mitglieder der regionalen Genossenschaft hinter sich.

Präsidentin Nold bleibt nichts anderes übrig, als das Resultat der Strafuntersuchung abzuwarten. Auch wenn Pillers Vorgehen gegen die Governance-Regeln des MGB verstösst, sind dem MGB die Hände gebunden, wie Nold feststellte. «Der MGB kann wegen der dezentralen Strukturen nichts unternehmen», erklärt sie. Nur die regionale Genossenschaft könne Massnahmen ergreifen.

Präsidentin probt die Revolution

Doch sie betont: «Der Fall Piller darf sich nicht wiederholen, deshalb müssen wir unsere Governance verbessern.» Konkret hinterfragt Nold die Macht der Regionalfürsten. «Um solche Fälle künftig zu verhindern, zeigen sich viele Migros-Genossenschafter offen für eine Beschränkung der Autonomie in den Regionen», führt Nold aus.

Kann Nold der Zentrale zu mehr Befugnissen gegenüber den Genossenschaften verhelfen, käme dies einer Revolution gleich. Die Autonomie der Regionen beschränkte bisher gewollt die Handlungsfähigkeit der Migros-Zentrale. Hinderte sie daran, historische Strukturen und Doppelspurigkeiten aufzubrechen. Bis wann sie ein Resultat erwartet, konnte Nold nicht sagen.

An weiteren Baustellen fehlt es ihr nicht. Die Migros muss dringend gegen die Konkurrenz aus dem Ausland und dem Internet aufrüsten. Weiter sagte sie: «Ich gehe davon aus, dass das Jahr 2019 nicht als erfolgreiches Jahr in die Annalen der Migros eingehen wird.»

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