Behörden wollen aktiv werden
Wird die Seilbahn Zermatt-Italien zum Schmuggel-Transporter?

Die Vorfreude in Zermatt auf die Eröffnung der direkten Seilbahnverbindung nach Italien ist riesig. Die neue grenzüberquerende Reiseroute dürfte auch für Schmuggler attraktiv sein. Blick hat beim Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit nachgehakt.
Publiziert: 04.06.2023 um 18:13 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2023 um 18:14 Uhr
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Mit der Matterhorn Alpine Crossing sind Zermatt und Cervinia künftig ganzjährig direkt per Seilbahn verbunden.
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Sie verstecken die Ware in den Seitenkonsolen in Autos, zwischen Waren in Lastwagen oder verschicken diese per Paketpost über die Grenzen: Die Kreativität von Schmugglern kennt keine Grenzen, wenn sie illegal Waren über die Grenze schleusen.

Eine etwas umständlichere Variante ist der Schmuggel von Waren in grenzübergreifenden Skigebieten – zumindest bis anhin. In Zermatt geht ab dem 1. Juli mit der sogenannten Matterhorn Alpine Crossing eine direkte Seilbahnverbindung Matterhorn nach Cervinia (It) in Betrieb. Wer hier Waren über die Grenze schleusen will, kann sich künftig gemütlich mit dem Rucksack im einen Land in die Gondel setzen und im anderen Land wieder aussteigen. Getarnt als Tourist.

Das plant der Bund

Der Vorteil beim Schmuggel in Skigebieten liegt auf der Hand: An den Grenzübergängen auf der Strasse führen die fixen Zollstationen stichprobenartige Kontrollen durch. Bei Grenzübergängen in Skigebieten fehlen ebendiese Zollstationen. Das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) ist sich des Risikos bewusst. «Das Schmuggelrisiko ist grundsätzlich bei allen grenzüberschreitenden Transporten vorhanden», sagt Sprecher Simon Erny auf Anfrage von Blick. Wie oft Seilbahnen für den Warenschmuggel genutzt werden, lässt sich gemäss Erny nicht sagen.

Schmuggler dürfen sich jedoch nicht zu früh freuen: Auch beim illegalen Warentransport per Seilbahn besteht die Gefahr, ertappt zu werden. Das BAZG wird bei der neuen Seilbahnverbindung in Zermatt künftig stichprobenartige Kontrollen durchführen, wie Erny bestätigt. Aus einsatztaktischen Gründen gebe man jedoch keine Details preis.

Österreicher kontrollieren auf Skiern

Auch grenzübergreifende Skigebiete wie das 4Vallées an der Grenze Wallis-Frankreich oder Samnau/Ischgl an der Grenze Graubünden-Österreich sind beim BAZG auf dem Schirm. «Das BAZG kontrolliert immer risikobasiert. Die Durchführung von risikobasierten Kontrollen bedeutet, dass diese zeitlich, sachlich und örtlich dort durchgeführt werden, wo das grösste Risiko für die innere Sicherheit oder mögliche Gesetzesverstösse erwartet wird», führt Erny das grundsätzliche Vorgehen aus. Nach dem gleichen Ansatz geht das Bundesamt auch bei grenzüberquerenden Zugverbindungen vor.

Samnaun GR ist als zollfreies Shopping-Paradies über die Grenze hinaus bekannt. Auch Wintersportler aus Österreich nutzen die Gelegenheit und kaufen auf der Bündner Seite Uhren, Schmuck, Tabak oder Parfüms zollfrei ein. Das Problem: Bei starkem Alkohol beträgt die Freigrenze in Österreich maximal 0,25 Liter, bei Tabakwaren sind es maximal 25 Zigaretten. Grundsätzlich darf der Warenwert nicht über 300 Euro liegen. Die österreichischen Zollbeamten kontrollieren die Wintersportler in Ischgl auf Skiern – und werden im Winter quasi täglich fündig, so die Behörden gegenüber dem Österreichischen Rundfunk ORF.

Ticketpreise in Zermatt als Abschreckung?

Das BAZG tausche sich mit seinen Partnerbehörden im In- und Ausland regelmässig aus, sagt Erny. «Eine aktive Zusammenarbeit wie etwa gemeinsame Kontrollen/Patrouillen mit den österreichischen Behörden gibt es im Raum Ischgl-Samnaun nicht.»

Die neue, ganzjährige Seilbahnverbindung von Zermatt nach Italien hat für Schmuggler noch einen weiteren Haken. Dank der gesalzenen Ticketpreise dürfte sich der illegale Transport nur bei Luxusgütern lohnen. Während der Sommersaison kostet die Retour-Fahrt 240 Franken und die einfache Fahrt 156 Franken.


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