«Behauptung von Lohn-Nullrunde ist widerlegt»
Schweizer Baumeisterverband widerspricht Vorwürfen der Gewerkschaften

Ist der Lohn nun gestiegen oder nicht? Im Streit um die Lohnsituation im Baugewerbe gibt es eine neue Entwicklung. Der Baumeisterverband veröffentlicht seine Lohnerhebung – und widerspricht damit den Zahlen der Gewerkschaften.
Publiziert: 23.05.2024 um 10:04 Uhr
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Aktualisiert: 23.05.2024 um 10:18 Uhr
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Die Löhne im Baugewerbe haben sich in den letzten Jahren besser entwickelt als andere Branchen in der Schweiz.
Foto: keystone-sda.ch
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Olivia RuffinerRedaktorin

Der Disput um die Löhne der Bauarbeiter geht in die nächste Runde. Diesmal legt die Arbeitgeberseite nach, konkret: der Schweizer Baumeisterverband (SBV). Er liegt seine aktuelle Lohnerhebung 2024 vor. Aus dieser geht hervor, dass die Löhne im Bauhauptgewerbe durchaus gestiegen sind.

So haben sich laut dem SBV die Löhne im Baugewerbe über alle Lohnklassen um 1,1 Prozent erhöht. Das stärkste Plus verzeichnen die Hilfsarbeiter: Für sie erhöhten sich die Löhne per 2024 um 1,6 Prozent. 

Gewerkschaften rügten Baugewerbe

Noch vor einem Monat konfrontierten die Gewerkschaften das Baugewerbe mit Vorwürfen zu unveränderten Löhnen. Gemäss einer breit angelegten Lohnumfrage von Unia und Syna hat rund die Hälfte der Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter 2024 keine Lohnerhöhung bekommen. Das trotz gestiegener Konsumentenpreise und Inflation. Die Daten basieren auf Angaben von über 700 Baufirmen.

Die Lohnerhebung zeigt ein anderes Bild. «Die von den Gewerkschaften behauptete Lohn-Nullrunde ist damit widerlegt», schreibt der SBV in seiner Mitteilung. Auch der Vorwurf, dass die Baumeister aufgefordert werden müssten, die Löhne anzuheben, weist der Verband von sich. Die Baumeister hätten die Löhne jeweils auf freiwilliger Basis ohne kollektive Vorgaben angehoben – vor allem bei den Gruppen, die von der Inflation am meisten betroffen sind, so der SBV. 

Gemäss den Gewerkschaften liegt der Durchschnittslohn beim Baustellenpersonal bis zur Hierarchiestufe Vorarbeiter bei 6094 Franken pro Monat. Der SBV kommt auf einen leicht höheren Wert: Der durchschnittliche Lohn eines LMV-Beschäftigten, sprich unter Landesmantelvertrag stehenden Mitarbeitenden, beträgt monatlich 6159 Franken.

Bauhauptgewerbe mit dem höchsten Lohnanstieg

SBV-Sprecher Matthias Engel betont: «Das Schweizer Bauhauptgewerbe zahlt mit Abstand die höchsten Mindestlöhne für Handwerker – sie halten mit dem Lohnniveau akademischer Absolventen mit.» 

Die Schweiz verzeichne über alle Branchen in den Jahren seit 2019 eine durchschnittliche Lohnsteigerung von 3,3 Prozent, so der SBV. Das Bauhauptgewerbe trotze der Teuerung mit einer Lohnerhöhung von 4,8 Prozent im selben Zeitraum. «Die Baumeister bewahren die Kaufkraft ihrer Mitarbeitenden im Branchenvergleich mit am stärksten», so das SBV-Fazit. Dieses wollen die Gewerkschaften wiederum bald kontern. Im Juni wollen sie ihre Lohnforderungen festlegen. Das letzte Wort ist also noch nicht gesprochen.

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