Der Gewerkschafts-Dachverband Travailsuisse zeigt sich insgesamt zufrieden. Im kommenden Jahr dürften die Reallöhne leicht steigen, so das Fazit des Verbands zur Lohnrunde 2024. In rund 40 Lohnverhandlungen haben die Gewerkschaften eine generelle Lohnerhöhung erreicht und in elf Verhandlungen resultierte eine Erhöhung des Mindestlohns. Berücksichtigt man die steigenden Kosten für Miete, Krankenkasse, Strom und weitere Posten, dürfte für die Angestellten in den meisten Branchen unter dem Strich mindestens gleich viel herausschauen wie bisher.
Etwas mehr Lohn gebe es aber hauptsächlich in Branchen mit Gesamtarbeitsverträgen, schränkt Travailsuisse an einer Medienkonferenz ein. In der Gesamtwirtschaft würden die Reallöhne auch 2024 nur stagnieren und lägen weiterhin deutlich unter dem Niveau von vor der Pandemie.
Gescheitert sind die Lohnverhandlungen im Baugewerbe und beim Bund. Die Gewerkschaft Transfair kritisiert Finanzministerin Karin Keller-Sutter (59), die nicht bereit war, den Bundesbeamten den vollen Teuerungsausgleich zu zahlen. Dies sei eine «äusserst beunruhigende und enttäuschende Entwicklung».
In diesen Branchen gibt es 2024 mehr Lohn:
Gastgewerbe
Für Köche, Servicepersonal und andere Angestellte des Gastgewerbes werden die Mindestlöhne der Teuerung angepasst. Zudem gibts für alle 5 Franken zusätzlich pro Monat. Das ergibt je nach Lohnstufe eine Lohnerhöhung von 56 bis 103 Franken monatlich.
Detailhandel
Coop-Mitarbeitende, die weniger als 4800 Franken verdienen, können sich über einen Zustupf von 140 Franken freuen. Und für Angestellte von Tankstellenshops steigt der Mindestlohn um 130 Franken. Die Migros erhöht die Löhne um bis zu 2,5 Prozent und Aldi zahlt seinen Angestellten 1 Prozent mehr. Bei Lidl stehen die Lohnverhandlungen erst noch an.
Gesundheitswesen
Allfällige Lohnerhöhungen unterscheiden sich von Kanton zu Kanton. Den grössten Zustupf gibts für das Spitalpersonal im Kanton Jura: plus 2,8 Prozent. In Neuenburg gibts 2,2 Prozent mehr, in der Waadt 1,9 Prozent. In der Deutschschweiz sind den Gewerkschaften keine Lohnveränderungen bekannt. Im Aargau sind Verhandlungen für mehr Lohn gescheitert.
Reinigungspersonal
Die Mindestlöhne für Putzfrauen und -männer werden 2024 in der Deutschschweiz um drei Prozent erhöht. In der Romandie hingegen steigt der Mindestlohn nur um 1 bis 1,3 Prozent.
Coiffeur
Coiffeusen und Coiffeure können sich freuen. Dank eines neuen Gesamtarbeitsvertrags gibt es in den nächsten Jahren bis zu 5000 Franken mehr pro Jahr. 2024 gibt es 1,8 bis 12,5 Prozent mehr, je nach Berufskategorie und -erfahrung.
Sicherheit
Je nach Kategorie steigen die Mindestlöhne um 1,6 bis 1,8 Prozent.
Industrie
Die Mindestlöhne in der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie steigen um 1,7 Prozent. Für die Uhrenindustrie laufen die Verhandlungen noch.
Baugewerbe
Für Bauarbeiter gibts 2024 keine Lohnerhöhung. Anders sieht es bei den Berufsgruppen aus, die sich um den Ausbau von Bauten kümmern. So steigen beispielsweise die Mindestlöhne im Holzbaugewerbe um 3 Prozent. Elektroinstallateure erhalten 2,2 Prozent mehr Lohn, Gebäudetechniker pauschal 120 Franken, Plattenleger 70 Franken. Im Gerüstbau werden die Mindestlöhne um bis zu 2,75 Prozent erhöht.
Verkehr
Bei den SBB steigen die Löhne generell um 1 Prozent, ein weiteres Prozent der Lohnsumme fliesst in individuelle Erhöhungen. Dazu gibts eine einmalige Prämie von bis zu 1000 Franken. Bei Thurbo gibts 2,5 Prozent mehr Lohn plus Prämie. Die Südostbahn zahlt sogar 2,7 Prozent mehr.
Post, Logistik, ICT
In diesen Branchen sind die Lohnverhandlungen noch nicht abgeschlossen.
(lha)