Die Bauarbeiter sind wütend und enttäuscht. Denn fast die Hälfte von ihnen hat 2024 keinen Rappen mehr Lohn bekommen als im Vorjahr. Und das, obwohl die Kosten dieses Jahr sowohl für Miete und Strom als auch für Krankenkasse und gar Lebensmittel gestiegen sind. Dieses Bild vermitteln die Gewerkschaften Unia und Syna am Freitag an einer Medienkonferenz in Bern. Zuvor hatten sie eine Lohnumfrage unter rund 700 Firmen gemacht.
Diese zeigt: Insgesamt haben 73 Prozent der Baufirmen für 2024 keine Lohnerhöhungen ausgesprochen. Rund ein Fünftel hat die Löhne individuell erhöht.
Gleichzeitig verzeichnet das Bauhauptgewerbe laut den Gewerkschaften aber Rekordumsätze und volle Auftragsbücher. Auch die Baupreise seien gestiegen – somit fliesst mehr Geld in die Kassen der Baufirmen. Gemäss den Gewerkschaften liegt der Durchschnittslohn beim Baustellenpersonal bis zur Hierarchiestufe Vorarbeiter bei 6094 Franken pro Monat, was unter dem Schweizer Medianlohn von 6788 Franken liegt.
Real sinkt der Lohn
Viele Bauarbeiter und -arbeiterinnen haben real gar weniger Geld in der Tasche als letztes Jahr. «Sie erleiden dieses Jahr eine Reallohnsenkung von über 2 Prozent. Mehr als 90 Prozent der Bauarbeiter haben – bezogen auf den Durchschnittslohn – weniger als die Teuerung erhalten», sagt Nico Lutz, Sektorleiter Bau bei der Unia.
Zudem sind die Löhne bereits zwischen 2016 und 2022 gesunken – wie die Lohnstrukturerhebung 2022 des Bundesamts für Statistik zeigt.
Der Schweizerische Baumeisterverband hatte für 2024 trotzdem auf eine generelle Lohnerhöhung verzichtet. Stattdessen hat der Verband individuelle Lohnanpassungen empfohlen. Das Problem: Da machen längst nicht alle mit. «Firmen, welche die Löhne drücken, verschaffen sich damit Marktvorteile», heisst es vonseiten der Gewerkschaften.
Die Baubranche ist zudem vom Fachkräftemangel gezeichnet. Hier könnten höhere Löhne helfen, Jobs auf dem Bau wieder attraktiver zu machen. Die Gewerkschaften fordern deshalb im Herbst 2024 eine Lohnerhöhung für alle: «Sie muss mehr als die Teuerung betragen und auch dem Lohnrückstand der letzten Jahre Rechnung tragen.»