Selten hat ein einzelner Bankkunde so viel Flurschaden angerichtet. René Benko, Möchtegern-Immobilientycoon aus Innsbruck (A), brachte fast im Alleingang das noble Bankhaus Julius Bär in Schieflage. Die Bären-Bank musste Benko-Kredite über insgesamt 606 Millionen Franken abschreiben, worauf der Jahresgewinn einbrach und die Aktie taumelte.
Bär-Chef Philipp Rickenbacher verlor wegen Benko seinen Topjob, dazu wurden Boni gekappt. Abzulesen ist das Debakel an der Entlöhnung je Mitarbeiter. Diese Summe umfasst den fixen und variablen Lohn sowie AHV- und PK-Beiträge. Diese Kosten lagen 2023 bei Bär bei exakt 230'000 Franken. Ein Jahr zuvor, also Benko der Bank noch keinen Abschreiber beschert hatte, betrug die Aufwendung je Mitarbeiterin noch 244'600 Franken – also 14'600 Franken mehr.
Der Grund: Nach dem Benko-Abschreiber wurden Boni in zweistelliger Millionenhöhe gestrichen, und aktienbasierte Lohnteile verloren massiv an Wert. Die Bank schreibt im Geschäftsbericht von einem «Jahr voller Herausforderungen». Wie wahr: Wäre das Benko-Debakel nicht gewesen, wären Gewinn wie Aktienkurs nicht eingebrochen. Und auch die Löhne nicht.
Personalkosten 11 Prozent im Plus
Ganz anders das Bild bei der Vergütung der Konkurrenz. Diese legte – mit Ausnahme der UBS – massiv zu. Am stärksten stiegen die Aufwendungen je Mitarbeiter bei jenen Banken, die im Angriffsmodus sind und Spitzenkräfte anheuern, am liebsten bei der Credit Suisse oder der UBS. Zu denen, die tüchtig zulangen, gehört der Vermögensverwalter EFG. Dort betrug der mittlere Personalaufwand letztes Jahr 252'800 Franken pro Kopf. Mit ihrer Offensive hofft die Privatbank, die im Besitz des Latsis-Clans und des Ex-Bär-Chefs Boris Collardi ist, sich weitere Marktanteile in der Vermögensverwaltung zu schnappen.
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Das ist nicht gratis. Die Personalkosten von EFG sind letztes Jahr um stolze 11 Prozent gestiegen. EFG schreibt: «Der Anstieg bei den Personalkosten widerspiegelt die forcierte Einstellungspolitik und höhere variable Lohnkomponenten.» Die Rechnung scheint bislang aufzugehen: Voriges Jahr sind der Bank Neugelder von 6,2 Milliarden zugeflossen. Davon profitiert auch EFG-Chef Piergiorgio Pradelli, der nun zu den bestverdienenden Bankenchefs Europas gehören dürfte. Letztes Jahr kassierte er 5,5 Millionen, ein Plus von 700'000 Franken zum Vorjahr. Übernommen werden von der Firma auch PK- und Krankenkassenprämien. Der Italoschweizer gilt als einer der Anwärter für den verwaisten Chefposten bei der Bär.
Lokalmatador hält dagegen
Wie sehr der Kampf um Topleute zugenommen hat, ist unschwer an den steigenden Personalkosten abzulesen. Selbst die Staatsbanken mischen mit, etwa die Zuger Kantonalbank. Sie agiert in einem attraktiven, stark umkämpften Markt mit erfolgreichen Firmen und hablichen Privatkunden. Zudem drängt auch die Genfer Privatbank Lombard Odier mit einem neuen Team und neuen Büros in die Zentralschweizer Wirtschaftsmetropole.
Doch der Lokalmatador, angeführt von KB-Chef Hanspeter Rhyner, hält dagegen. Abzulesen ist sein Kampfgeist an den Personalausgaben, die letztes Jahr um rekordverdächtige 19,5 Prozent zunahmen. Nun liegt der Durchschnittsaufwand der Zuger KB je Mitarbeiterin und Mitarbeiter bei 177'350 Franken, im Vorjahr waren es noch 158'000 Franken.
Es sind Spitzenwerte, insbesondere für eine regionale Staatsbank, die für ihre Staatsgarantie dem Eigentümer, dem Kanton Zug, gerade mal 3 Millionen Franken hinblättern muss. Die Personalkosten pro Zuger Bankerin oder Banker übertreffen jene der grösseren Konkurrenz: Bei der Basler KB beträgt die Entlöhnung 166'700 Franken je Banker und Bankerin, bei der Berner KB 145'000 Franken.
Immer höhere Boni bei der ZKB
Die Zuger profitieren von einem brummenden Heimkanton, was noch mehr für die Zürcher Kantonalbank gilt. Dort haben die Personalauslagen pro Kopf – 213'000 Franken – das Niveau von Privatbanken erreicht. Die Zürcher profitieren von den steigenden Zinsen, die ein Rekordergebnis nach dem andern generieren. Und zu einem Anstieg des variablen Lohnanteils. Bei der Staatsbank ist der gewinnabhängige Lohnanteil an der Gesamtvergütung auf 39 Prozent angestiegen. Dieser variable Teil ist bei ZKB-Chef Urs Baumann mittlerweile dreimal so hoch wie sein Grundsalär von 700'000 Franken. Er verdiente letztes Jahr total 2,85 Millionen.
Die Bonusrally hat den Bankrat der ZKB alarmiert. «Die variable Vergütung hat einen zu hohen Anteil an der Gesamtvergütung», ist das Aufsichtsgremium der Bank überzeugt. Und es greift durch: Ab nächstem Jahr wird der flexible Teil reduziert und der fixe Teil, also Grundsalär und Sozialleistungen, angehoben.
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Wie ernst es den Bankoberen ist, bewiesen sie bei der Entlöhnungsrunde 2023: Da hat man die variable Vergütung der Banker kurzerhand auf dem Niveau von 2022 eingefroren. Sonst wäre der variable Lohnbestandteil noch stärker angestiegen. Mit dem Kurswechsel will die Bank im Besitz des Kantons Zürich wohl den Risikoappetit der Baumann-Truppe zügeln. Damit sie nie das Elend der Bären-Bank mit ihrem Grosskunden René Benko erlebt.
Bleibt der Platzhirsch UBS, deren Chef Sergio Ermotti ein Salärpaket von 14,4 Millionen zugeschrieben erhielt. Doch der Toplohn des Tessiners hat die durchschnittliche UBS-Bankerentlöhnung nicht beflügelt, denn diese ist 2023 Jahr auf 221’000 Franken gesunken; im Vorjahr lag er noch bei 243'000 Franken. Geschrumpft ist er mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Weil die teuren Investmentbanker in New York längst von der Payroll sind. Und weil die Personalkosten der übernommenen CS-Bankerinnen und -Banker eingebrochen sind. Weil ihre variable Vergütung nach all den Verlustjahren der Credit Suisse gegen null tendierte.