Auf Europas grösstem Hühnerhof sind fast vier Millionen Hühner verhungert und verdurstet. Der Betrieb liegt im Süden des Landes, nahe von der Küste zum Schwarzen Meer. Hier hatten sich russische und ukrainische Truppen in den vergangenen Wochen schwerste Kämpfe geliefert.
Der Bauer, dem der Betrieb gehört, erzählt dem «Wall Street Journal», dass die russischen Truppen alle Lastwagen und persönliches Eigentum des Bauern geplündert hätten. Sie hätten sogar auf ihn geschossen. Die Bauern blieben dennoch auf dem Hof, verschenkten Hühner und Eier, an alle, die auf dem Hof vorbeikamen. Insgesamt 90‘000 Tiere konnten so vor dem sicheren Tod gerettet werden.
Tiere verschaufeln statt verbrennen
Am 1. März zerstörten die Russen das örtliche Elektrizitätswerk. Das automatische Fütterungs- und Tränkesystem in den Ställen fiel somit aus. Für den Notfall gibt es zwar elf Generatoren, die einspringen könnten. Aber die verbrauchen jeden Tag drei Tonnen Diesel – und in einem Kriegsgebiet ist dieser unmöglich zu bekommen.
Jetzt muss der Bauer seine Hühner aus dem Stall schaufeln und irgendwo, weit weg von der Wasserversorgung in einer tiefen Grube vergraben. Die Tierkadaver könnten sonst das Wasser und die Luft gefährlich verschmutzen. Die örtliche Tierverbrennungsanlage ist wegen des Kriegs nicht in Betrieb.
Vor dem Krieg war die Ukraine mit 107'000 Tonnen der siebtgrösste Eierexporteur der Welt. Zudem stammen zehn Prozent der weltweiten Getreideexporte und die Hälfte des weltweiten Sonnenblumenöls aus der Ukraine – deshalb wird sie auch die Kornkammer Europas genannt. (gif)