Maurus Ebneter (57) weiss bereits, was der Gastrobranche schweizweit noch bevorstehen könnte. Restaurants, Bars und Beizen sind in der Stadt Basel komplett geschlossen, das bleibt noch bis zum 20. Dezember so, der zweite Lockdown wurde erst vor kurzem um eine Woche verlängert.
Für den Präsidenten des Wirteverbands Basel-Stadt ist klar: «Das Weihnachtsgeschäft ist gelaufen, diese Einbussen können wir nicht wettmachen. Uns fehlen die Einnahmen von vier wichtigen Wochen», klagt Ebneter. Denn das grosse Weihnachtsgeschäft findet in der Adventszeit statt, je näher die Festtage kommen, desto beschaulicher wird es in Restaurants und Bars. «Dieser Lockdown in Basel ist willkürlich und unverhältnismässig», verurteilt Ebneter die Massnahmen.
Grosse Verzweiflung
Die meisten Betriebe in der Gastrobranche haben keine grossen Reserven, das Geld für Löhne und Miete im Dezember fehlt an vielen Orten. Zudem wäre jetzt auch der 13. Monatslohn fällig – im Dezember ist der Finanzbedarf besonders gross: «Viele Menschen in der Branche sind verzweifelt», sagt Ebneter zu BLICK. «Das trifft alle: Wirte, Hoteliers und auch die Angestellten.»
Es würden sich gerade viele menschliche und unternehmerische Tragödien abspielen. «Trotz Kurzarbeit und weiterer staatlichen Hilfen verliert in diesem Jahr ein Durchschnittsbetrieb in der Stadt Basel so viel Geld wie er sonst in vier guten Jahren verdienen würden», macht Ebneter eine düstere Rechnung. Unterm Strich bleiben tiefrote Zahlen.
Der erneute Lockdown traf eine Branche, die in Basel bereits den Ausfall von Fasnacht, Messen und Städtetourismus zu verkraften hatte. «Wir können nicht mehr, hunderte Betrieben werden in den Ruin getrieben», befürchtet der Basler Wirtechef.
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Deshalb ist für ihn klar: Die Branche braucht dringend Unterstützung – und zwar in Form einer grossen, nicht-rückzahlbaren Finanzspritze. Alles andere helfe nicht mehr, glaubt Ebneter.
Gewerbe will endlich Beweise
Den markigen Worten aus Basel will Hans-Ulrich Bigler (62), Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes, nicht nachstehen: «Der Unmut an der Basis wächst. Niemand weiss genau, woher die Ansteckungen alle kommen.» Aber immer müssten Restaurants und der Detailhandel daran glauben, würden Beizen und Boutiquen geschlossen. «Es gibt keinen Beweis, dass von diesen Orten eine erhöhte Ansteckungsgefahr ausgeht», sagt Bigler. Und solange dieser Nachweis nicht erbracht sei, lehne der Gewerbeverband weitere Massnahmen ab.
Das klingt nach einer deutlichen Kampfansage. Immerhin: Seinem Ärger konnte Bigler heute an höchster Stelle Luft machen, wurde das Gewerbe zum ersten Mal seit langem von der Experten-Task-Force des Bundes angehört. «Was wir in den letzten zwei Monaten erlebt haben, grenzt an Gesprächsverweigerung», beklagt sich Bigler. «Denn für die Krisenbewältigung müssen alle massgeblichen Kräfte zusammenarbeiten.»