Oswald Grübel (79) glaubte noch im Oktober, dass die Aktie der Credit Suisse (CS) nicht unter vier Franken sacken würde. «Schlimmer kann es nicht mehr werden», so die Banker-Legende. Er führte als Einziger sowohl erst die CS als dann auch die UBS. «Ich habe damals sogar selber Aktien der Credit Suisse gekauft», scherzt Grübel heute im «Bilanz-Business-Talk», der am Sonntag am Fernsehen auf SRF 1 ausgestrahlt wurde.
Doch es kam schlimmer. Die CS-Aktie sackte bis auf 2.65 Franken ab – Allzeittief. In den letzten Tagen hat sich der Kurs wieder etwas erholt, notiert aktuell bei 3.14 Franken.
Grübel ist «überzeugt» von einer weiteren Erholung der CS-Aktie, «die geht wieder rauf».
Grübel: Credit Suisse ist «sicher»
Für den Bankier haben die jüngsten Abflüsse von Kundenvermögen bei der CS verdeutlicht, wie «immens wichtig» das Vertrauen für Banken ist. «Wir müssen sehen, ob das neue Management die Situation stabilisieren kann. Geben wir ihnen die Zeit», sagt der Bankier. Es helfe den CS-Managern jedenfalls nicht, «wenn wir ihnen jeden Tag sagen, wie schlecht ihre Bank ist.» Allerdings: «Rechtmässige Kritik muss sein.»
Grübel ist überzeugt: «Die Bank ist sicher», und er weist auf die gelungene Kapitalerhöhung und die ständige Kontrolle der CS durch die Finanzmarktaufsicht (Finma) hin.
Der ehemalige CEO Grübel verfolgt die Märkte heute immer noch sehr intensiv. Er erwartet, dass die Börsen im kommenden Jahr nochmals sinken. Generell werde ein Minus vom 20 Prozent erwartet. Sein Rat: «Liquidität halten», bis man mehr Gewissheit habe, wie weit es tatsächlich runtergehe. «Ich höre immer, 2022 war ein schlechtes Jahr. Aber warten Sie mal das kommende Jahr ab», sagt Grübel und erntet ein Schmunzeln der «Business-Talk»-Teilnehmenden.