Banker bekommen keinen Piks
Privatbank Vontobel bricht Impfaktion in letzter Sekunde ab

Die Privatbank Vontobel wollte ihre Angestellten am Standort Zürich impfen. Alles war vorbereitet. Dann kam die kantonale Grätsche: Die Aktion wurde abgebrochen.
Publiziert: 28.05.2021 um 01:24 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2021 um 07:46 Uhr
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Vontobel: Privatbank, kotiert an der Schweizer Börse mit einer Marktkapitalisierung von fast vier Milliarden Franken.
Foto: Keystone
Marc Iseli

Die Bank Vontobel war bereit zum Impfen. Die Termine waren gemacht, der Impfstoff organisiert, Ärzte aufgeboten. Die Spritze sollte im Zürcher Glaspalast der Privatbank gesetzt werden. Eine Prestige-Adresse. Angestellte über 50 hatten Priorität. Dann, Mitte Mai, zog das Management um Vontobel-Chef Zeno Staub (51) urplötzlich die Reissleine. Wenige Stunden, bevor die erste Spritze gesetzt werden sollte.

So schildert es ein Angestellter der Privatbank. Er will anonym bleiben. Die Bank bestätigt aber, dass es zum Übungsabbruch kam. «Vontobel wollte den Mitarbeitenden ein Impfangebot am Standort Zürich vor Ort machen», sagt Sprecher Peter Dietlmaier. Die Bank sei dafür eine Zusammenarbeit mit einer «grösseren» Arztpraxis eingegangen. Das Angebot sei aber wieder zurückgenommen worden.

Die Bestimmungen des Kantons haben Vontobel einen Strich durch die Rechnung gemacht. Oder genauer: ein Artikel der «NZZ». Das Blatt machte Mitte Mai ein internes Dokument der Zürcher Gesundheitsdirektion öffentlich. Darin führte die Behörde aus, welche Auflagen für Firmenimpfungen gelten sollen.

Firmen mit mindestens 500 impfbereiten Mitarbeitenden sollten Slots in den grossen Zentren reservieren dürfen. Das Impfen im Betrieb sollte nur Firmen mit mindestens 3000 Impfwilligen erlaubt sein. Ab Juli – und nur dann, wenn genügend Impfstoff vorhanden sein sollte.

Plötzlicher Abbruch

Die Lektüre des Artikels sorgte bei der Vontobel für Krisenstimmung. Das Management rotierte. Es kam zu längeren Diskussionsrunden. Denn die Bank spielt in einer anderen Liga. Die Firma hatte nur 100 Impfwillige aufgeboten. Das ist weit weg von der 3000er-Marke. Die Strategie des Kantons sah ein Angebot à la Vontobel schlicht nicht vor.

Das Ergebnis: Alles wieder auf Start. «Das Impfangebot in Zürich wurde aufgrund der Berichterstattung der ‹NZZ› zurückgenommen, da gemäss diesem im Kanton Zürich erst ab Juli und erst ab bestimmten Unternehmensgrössen in Betrieben Impfungen durchgeführt werden sollen», sagt Dietlmaier.

«Eine behördliche Intervention lag nicht vor», so der Vontobel-Sprecher weiter. Die für die geplante Impfaktion bereits angemeldeten Mitarbeitenden seien bei der Suche nach einer Alternative unterstützt worden.

Kein Kontakt zum Kanton

Ein neues Impfangebot gibt es nicht – «da wir davon ausgehen, dass sich bis Juli, dem Datum, ab dem Betriebe in der Schweiz nach heutigem Wissen impfen dürfen, die meisten der impfwilligen Mitarbeitenden bereits impfen lassen konnten oder zumindest einen Termin für die Erstimpfung erhalten haben.»

Unterm Strich bleibt eine gut gemeinte Luftnummer. Und eine harte Lektion: Fragen hilft. Denn die Bank suchte nie den Kontakt zum Kanton, wie eine Sprecherin der Gesundheitsdirektion sagt. Es gab keine offizielle Anfrage. Vontobel plante die Impfung im Alleingang, ohne sich vorher um eine behördliche Genehmigung zu kümmern.

Und der für die Vontobel vorgesehene Impfstoff? Er wurde anderweitig «vollständig» verimpft, sagt der medizinische Partner der Privatbank.

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