Mit der Impfung wird alles besser. Das zumindest glauben viele. Schliesslich soll damit das Coronavirus endlich aus unserem Leben verschwinden. Aber ganz so einfach ist es scheinbar doch nicht. Neben der Dauer und Wirksamkeit der Impfstoffe stellen sich nun auch Fragen zum Umgang mit Impfverweigerern.
Die Nicht-Geimpften könnten sich weiterhin anstecken. Aus einem Schreiben des Bundesamts für Gesundheit (BAG), das dem «Tagesanzeiger» vorliegt, geht hervor, dass eine «substanzielle Erkrankungswelle bei den Impfunwilligen» weiterhin akut bleibt.
Masken bleiben
Darüber hinaus schreibt das BAG laut der Zeitung, dass die Lockerungen trotz Impf- und Testkampagne zu mehr Spital-Einweisungen und Todesfälle führen können. Das BAG schlägt deshalb vor, die Masken- und Abstandsregeln «länger dauernd» beizubehalten.
Kritiker wollen die Masken- und Abstandspflicht dagegen endlich aufheben. Man solle die Impfverweigerer nicht schützen, fordern sie. Man könne auf «Verweigerer» keine Rücksicht nehmen, sagt Ruth Humbel (63), Präsidentin der nationalrätlichen Gesundheitskommission, «20 Minuten». Ein Impfverweigerer müsse mit den Konsequenzen leben können, wird auch FDP-Nationalrat Beat Walti (52) im «Tagesanzeiger» zitiert.
An den Impfverweigerern alleine liegt es nicht
Dagegen hält Christoph Berger (58), Leiter der Eidgenössischen Impfkommission. Er sieht nicht die Impfverweigerer alleine als das Problem. Mit den Lockerungen können die Spitäler auch so an ihre Belastungsgrenzen kommen.
Dass das möglich ist, zeigt sich auch in Israel. Das Land ist eines der schnellsten beim Durchimpfen der Bevölkerung. Trotzdem bleibt die Zahl der Corona-Neuansteckungen hoch. Eine erneute Einschränkung des öffentlichen Lebens wird daher nicht ausgeschlossen. Laut Berger könne man die Masken demnach erst langfristig ablegen, wenn eine Herdenimmunität erreicht sei – also wenn ein hoher Prozentsatz einer Population bereits immun geworden ist.
Wirkung des Impfstoffes weiter ungewiss
Bis dahin sei auch noch zu klären, wie genau der Impfstoff tatsächlich wirkt. «Von besonderem Interesse ist dabei die Frage, inwiefern die Impfung nicht nur vor einer Ansteckung, sondern auch vor einer Übertragung des Virus schützt», sagt Berger dem «Tagesanzeiger».
Es sei auch noch nicht geklärt, ob für Geimpfte ein Restrisiko bestehe. «In dem Fall blieben uns Masken beispielsweise bei Grossveranstaltungen wohl erhalten», sagt auch Felix Uhlmann (51), Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Zürich, der Zeitung.
Auch in den Kantonen schliesst man eine dauerhafte Maskenpflicht nicht aus. «Längerfristig ist es durchaus möglich, dass die Maske vergleichbar mit dem asiatischen Kulturraum vermehrt situativ, individuell Anwendung findet zum Schutz vor Infektionskrankheiten und Pollen», sagt Thomas Steffen, der Kantonsarzt von Basel-Stadt.