Autonomes Wohnen auf kleinstem Raum in Zollikerberg ZH
Amag-Erbin darf 38 Mikro-Häuser bauen

In Zollikerberg ZH entstehen bald 38 Tiny Houses. Die Gemeinde hat die Baubewilligung Ende März erteilt, weiss Blick. Die Mikro-Häuser stammen aus der Feder der Amag-Erbin Eva Maria Bucher-Haefner.
Publiziert: 16.04.2021 um 01:45 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2021 um 10:59 Uhr
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Eva Maria Bucher-Haefner (64) erhält grünes Licht für ein in der Schweiz einzigartiges Immobilienprojekt: Die Visualisierung zeigt die geplanten Mikrohäuser von der Strasse aus. Umgesetzt wird das Konzept durch die Architekturbüros Jakob Steib und Gmür & Geschwentner Architekten.
Foto: Nightnurse Images
Dorothea Vollenweider

Die Amag-Milliardenerbin hat es geschafft. Eva Maria Bucher-Haefner (64) erhält grünes Licht für ein in der Schweiz einzigartiges Immobilienprojekt: In Zollikerberg ZH soll eine Überbauung mit 38 Tiny Homes entstehen. Die Mikro-Häuser respektive -Wohnungen an der Forchbahn-Haltestelle Waldburg werden durchschnittlich 55 Quadratmeter gross sein.

Jede Wohneinheit ist von aussen durch einen eigenen Hauseingang zugänglich, was den Wohnungen die Qualität von kleinen Einfamilienhäusern geben soll. Auf dem rund 4000 Quadratmeter grossen Grundstück direkt am Waldrand dürfen nun folglich vier neue Gebäude entstehen mit insgesamt 38 Wohnungen und einem Atelier.

Mit Mini-Terrasse und Mini-Garten

Ende März 2021 hat die Gemeinde Zollikon ZH der Bauherrin und Grundeigentümerin, der Firma Moyreal Immobilien, die Baubewilligung erteilt, bestätigt die Firma auf Nachfrage von Blick. Die Immobiliengesellschaft gehört zur Moyreal Holding, die Bucher-Haefner als Alleinaktionärin präsidiert.

Der Wohnraum der einzelnen Einheiten erstreckt sich meist über zwei Geschosse und umfasst zwei bis drei Zimmer. Die Hälfte der Tiny Homes werden laut neusten Informationen über private Terrassen verfügen. Die andere Hälfte erhält einen 20 bis 30 Quadratmeter grossen privaten Garten.

Tiefe Mietpreise

Nicht nur der Wohnraum, auch die Preise sollen klein gehalten werden: Die Miniwohnungen sollen exklusive Nebenkosten ab 2000 Franken pro Monat angeboten werden. «Die definitiven Mietpreise hängen vom Erfolg der weiteren Planung und Erstellung ab», sagt Yves Rogger (39) dazu. Er ist Projektentwickler der Immobilienfirma Uto Real Estate Management, die das Grundstück für die Moyreal Immobilien gekauft und für dessen Weiterentwicklung einen Architekturwettbewerb ausgeschrieben hat.

Gewonnen hatten den Wettbewerb damals die Architekturbüros Jakob Steib Architekten und Gmür & Geschwentner Architekten, die das Projekt nun umsetzen. Der Neubau soll bereits in der zweiten Hälfte 2022 fertiggestellt sein.

Schon vor Bau heiss begehrt

Die Miniwohnungen sind laut Rogger schon vor Baubeginn heiss begehrt. «Wir sind von einem grossen Interesse an den Mikromietwohnungen ausgegangen», sagt er. «Die vielen Anfragen haben uns dann aber trotzdem positiv überrascht!» Hinzu kommt: Autonomes Wohnen auf Kleinstflächen hat in der Corona-Krise nochmals an Bedeutung gewonnen.

Bucher-Haefner gründete Moyreal, nachdem sie ihre Hälfte des Amag-Autoimperiums im Dezember 2018 an ihren Bruder Martin Haefner (67) veräusserte. Ihr Vater und Amag-Gründer Walter Haefner (†101) verstarb 2012. Er hinterliess seinen Kindern seine Anteile an der Firma.

Ein Tiny House als Ausweg aus der Krise

Immer mehr Menschen wollen ein Leben auf kleinstem Raum – daran hat auch der Ausbruch der Pandemie nichts geändert – im Gegenteil. «Die Leute hatten Zeit, über ihr Leben nachzudenken», sagt Jonas Bischofberger (40), Präsident des Vereins Kleinwohnformen Schweiz. Der Verein wurde vor drei Jahren ins Leben gerufen.

In den letzten zwei Jahren hat sich die Anzahl Mitglieder von 700 auf über 1300 fast verdoppelt. Schon vor der Krise legte der Verein ein rasantes Wachstum hin. Doch durch die Pandemie haben sich die Beweggründe der neuen Mitglieder laut Bischofberger verändert. «Neu kommen auch Existenzängste dazu», sagt er. Und das Bedürfnis nach mehr Freiheit. «Die Leute wollen sich nicht eingeschlossen fühlen.»

Doch noch wird den Tiny-House-Anhängern ein Leben auf kleinstem Raum laut Bischofberger unnötig schwergemacht. Eines der grössten Probleme: Einen geeigneten Platz für ein Tiny House zu finden, ist nicht einfach. Das gilt für Deutschland genauso wie für die Schweiz. «Da werden einem noch immer sehr viele Steine in den Weg gelegt», so Bischofberger.

Das Problem: Kleinwohnformen werden im Baurecht wie traditionelle Immobilien betrachtet. Dadurch können sie laut Bischofberger ihre Stärken nicht ausspielen, und die meisten Projekte würden bereits im Keim erstickt. «Hier braucht es gesetzliche Anpassungen», sagt er. Nur so könnten Kleinwohnformen als Instrument der Siedlungsentwicklung genutzt werden und mehr Stellplätze entstehen. (dvo)

Immer mehr Menschen wollen ein Leben auf kleinstem Raum – daran hat auch der Ausbruch der Pandemie nichts geändert – im Gegenteil. «Die Leute hatten Zeit, über ihr Leben nachzudenken», sagt Jonas Bischofberger (40), Präsident des Vereins Kleinwohnformen Schweiz. Der Verein wurde vor drei Jahren ins Leben gerufen.

In den letzten zwei Jahren hat sich die Anzahl Mitglieder von 700 auf über 1300 fast verdoppelt. Schon vor der Krise legte der Verein ein rasantes Wachstum hin. Doch durch die Pandemie haben sich die Beweggründe der neuen Mitglieder laut Bischofberger verändert. «Neu kommen auch Existenzängste dazu», sagt er. Und das Bedürfnis nach mehr Freiheit. «Die Leute wollen sich nicht eingeschlossen fühlen.»

Doch noch wird den Tiny-House-Anhängern ein Leben auf kleinstem Raum laut Bischofberger unnötig schwergemacht. Eines der grössten Probleme: Einen geeigneten Platz für ein Tiny House zu finden, ist nicht einfach. Das gilt für Deutschland genauso wie für die Schweiz. «Da werden einem noch immer sehr viele Steine in den Weg gelegt», so Bischofberger.

Das Problem: Kleinwohnformen werden im Baurecht wie traditionelle Immobilien betrachtet. Dadurch können sie laut Bischofberger ihre Stärken nicht ausspielen, und die meisten Projekte würden bereits im Keim erstickt. «Hier braucht es gesetzliche Anpassungen», sagt er. Nur so könnten Kleinwohnformen als Instrument der Siedlungsentwicklung genutzt werden und mehr Stellplätze entstehen. (dvo)

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