Knapp sieben Monate ist es her, seit der Bundesrat die Zwangshochzeit von UBS und Credit Suisse (CS) orchestrierte. Seither sind immense Geldsummen von der Credit Suisse abgeflossen. Zwischen Oktober 2022 und Juni 2023 waren es gemäss Quartalszahlen 211 Milliarden Franken.
Vontobel-Analyst Andreas Venditti (50) zeigt in einer Analyse, die der Westschweizer Zeitung «Le Temps» vorliegt, wo die Milliarden hingeflossen sind. Demnach haben neben der UBS vor allem die Regional- und Kantonalbanken von überdurchschnittlichen Neugeldzuflüssen profitiert. Und dies besonders in der Ostschweiz.
Ein Gewinn für St. Gallen
Die Kantonal- und Regionalbanken haben 7,1 Prozent höhere Nettomittelzuflüsse im Vergleich zu den Vorjahren erhalten. Über die ganze Branche hinweg lagen die Neugeldzuflüsse bei rund 4,5 Prozent. Dass die Kantonalbanken einen stärker Nutzen ziehen, dürfte damit zusammenhängen, dass sie von einer Staatsgarantie profitieren. Im Falle einer Zahlungsunfähigkeit haftet der jeweilige Kanton für die Verbindlichkeiten der Bank. Damit ist sichergestellt, dass die Kunden ihr Geld zurückerhalten würden. In Krisenzeiten ziehen Kantonalbanken darum in der Regel Zuzüge an.
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Einer der grössten Gewinner ist die St. Galler Kantonalbank (SGKB). Ein Drittel der 3,6 Milliarden Franken, die im ersten Halbjahr hinzukamen, stammten laut SGKB-Angaben von der Credit Suisse.
Auch Privatbanken profitieren
Noch deutlicher aufwärts ging es bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Sie sicherte sich Neugeldzuflüsse in Höhe von 19 Milliarden Franken, heisst es in der Analyse.
Als weiteren Hauptgewinner der Marktbewegungen nennt die Vontobel-Studie Julius Bär. Die Privatbank aus Zürich verzeichnet Zuflüsse von sieben Milliarden, ein Wachstum von 3,3 Prozent.
Wie sieht es in der Zukunft aus? Venditti tendiert dazu, dass weiterhin viel Geld von CS-Konten abfliessen wird. Die enormen Kapitalzuflüsse der UBS dürften die Abnahmen bei der Credit Suisse aber kompensieren, prognostiziert der Analyst. (wgr)