Mit der Vollintegration der CS in die UBS verschwindet nicht nur eine weitere Bank, es gehen wegen der Doppelspurigkeiten Tausende Stellen verloren. Es braucht fortan nur noch ein HR, eine IT-Abteilung, einen Rechtsdienst und auch sonst weniger Personal. UBS-Chef Sergio Ermotti spricht von dreitausend überflüssigen Jobs. Es dürften aber insgesamt viel mehr sein, denn viele haben das sinkende Schiff längst verlassen.
Werden die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) nun von ehemaligen CS-Angestellten überschwemmt? Ist die Schweiz jetzt kein Bankenland mehr, und fehlen dem High-End-Immobilienmarkt und dem Fiskus die Topverdiener und guten Steuerzahlerinnen aus der Finanzbranche?
Stabiles Stellenwachstum im Finanzsektor
Historische Zahlen lassen vermuten, dass sich nicht viel ändern wird. Sie zeigen, dass der Bankenplatz schon manch ein Beben erlebt hat und seit Jahren eine Konsolidierung stattfindet. Die Zahl der Banken etwa ist seit den 1980er-Jahren von 450 auf unter 250 gesunken.
Mehr zur Credit-Suisse-Integration
Doch deswegen gibt es nicht weniger «Finänzler» in der Schweiz. Das dürfte sich auch mit dem Ende der CS nicht ändern. Viele der entlassenen CS-Leute werden wohl bei anderen Banken, bei Versicherungen oder bei sonstigen Finanzdienstleistern wie Fondshäusern oder bei den über zweitausend unabhängigen Vermögensverwaltern unterkommen. So war es auch in früheren Krisen.
Gemäss den Daten von BAK Economics hat die Zahl der Beschäftigten im Schweizer Finanzsektor über die letzten zwanzig Jahre nicht etwa ab-, sondern von knapp 200’000 auf 230’000 sogar zugenommen. Die Banken hatten ihren Beschäftigungshöhepunkt in den 1990er-Jahren. Seit der Jahrtausendwende ist die Stellenzahl in Vollzeitäquivalenten von 118’000 auf 106’000 gesunken, schätzt BAK Basel Economics. In der Bankenstatistik der SNB ist von rund 92’000 Stellen die Rede.
Die längere Zeitreihe zeigt, dass weder die Fusion des Bankvereins mit der Bankgesellschaft zur UBS 1998 noch die Finanzkrise 2008 mit der UBS-Notrettung grosse Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen haben.
Der Stellenabbau bei den Banken wurde vom Beschäftigungsaufbau in verwandten Branchen mehr als kompensiert. Zu der oben als sonstige Finanzdienstleister betitelten Gruppe gehören zum Beispiel das Fondsmanagement, Kreditkartenfirmen oder auch Fin-Tech-Unternehmen. Sie haben von der Auslagerung gewisser Bankdienstleistungen profitiert.
So ist der starke Beschäftigungsrückgang bei den Banken im Jahr 2017 praktisch allein auf eine Auslagerung bei der Grossbank Credit Suisse zurückzuführen.
Versicherungen sind produktiver
Die Versicherer spielten als Auffangbecken für entlassenes Bankpersonal indes keine grosse Rolle. Die Zahl der Beschäftigten stagniert seit Jahren und beträgt gemäss BAK Basel Economics schweizweit rund 50’000. Es gibt also immer noch halb so viele Versicherungsleute wie Bankangestellte.
Dieser Artikel wurde erstmals im kostenpflichtigen Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Blick+-Nutzer haben exklusiv Zugriff im Rahmen ihres Abonnements. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.
Dieser Artikel wurde erstmals im kostenpflichtigen Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Blick+-Nutzer haben exklusiv Zugriff im Rahmen ihres Abonnements. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.
In Bezug auf die Wertschöpfung haben die Versicherer jedoch massiv aufgeholt. Während die Bruttowertschöpfung der Banken in den letzten zwanzig Jahren um 50 Prozent gestiegen ist, hat sich jene der Versicherungsbranche auf 24 Milliarden Franken verdoppelt. Inklusive aller versicherungsnahen Dienstleistungen wie Versicherungsmakler oder Spezialistinnen für Schadensberechnung sind es knapp 27 Milliarden. Es fehlen nur noch 4 Milliarden, um mit den Banken gleichzuziehen.
Das heisst aber auch, dass die Versicherungsfachleute viel produktiver sind als die Bankerinnen und Banker. BAK Economics schätzt die nominale Arbeitsplatzproduktivität bei den Versicherungen auf 472’000 Franken pro Vollzeitstelle. Bei den Banken liegt sie etwas unter 300’000. Am produktivsten sind Rückversicherer wie die Swiss Re. Gleichzeitig verdienen die Bankangestellten im Durchschnitt noch immer deutlich mehr als die Angestellten der Versicherer.
Die zunehmende Bedeutung der Versicherungen zeigt sich auch an der Börse.
Noch bis 2018 waren CS und UBS mehr wert als die drei grossen kotierten Versicherer und Rückversicherer der Zwinglistadt. Heute bringen Swiss Life, Swiss Re und Zürich zusammen 104 Milliarden Franken an Börsenwert auf die Waage, die neue UBS nur 81.