Die Fussball-EM mit einer Packung Chips vor dem Fernseher geniessen? Für viele Menschen gehört der salzige Snack genauso zum Fussball-Sommer wie das kühle Bier. Da ist es nicht verwunderlich, dass Zweifel Chips eine grosse EM-Kampagne fährt.
Zum Fussball-Highlight des Jahres hat Zweifel eine riesige Chips-Packung (1 Kilo) lanciert. Die Idee dahinter: Freunde, die zusammen das Spiel am TV geniessen, können alle zehn Minuten 100 Gramm Chips essen. Nach 90 Minuten plus Nachspielzeit ist die Packung leer. Zahlreiche Schweizer Influencer bewerben die Zweifel-Sonderedition derzeit in den sozialen Medien. Fussball und Zweifel, das geht Hand in Hand – oder?
Shitstorm gegen Zweifel
Wobei, Fussball und Zweifel – da war doch was: In diesem Frühjahr wurde bekannt, dass Zweifel-Verwaltungsrat Urs Zweifel seit Jahren gegen das Zürcher Fussball-Stadionprojekt ankämpft – und dieses auf dem Rechtsweg mit Einsprachen torpediert. Zweifel gehört zur Höngger Prominenz, die aus privaten Gründen keine Freude am Projekt Ensemble mit zwei Hochhäusern und dem Fussballstadion in unmittelbarer Nachbarschaft hat. Zur Erinnerung: Die Zürcher Stimmbevölkerung hat das Stadion auf dem Hardturm-Areal bereits zweimal angenommen.
Dass sich mit Urs Zweifel ausgerechnet ein Zweifel-VR gegen den Zürcher Fussball stellt, kommt nicht gut an. Nach den Medienberichten im Frühjahr kam es zu einem Shitstorm gegen Zweifel. Der Chips-Hersteller wurde in den sozialen Medien mit bösen Kommentaren überhäuft – inklusive Boykott-Aufrufen von verärgerten Fussballfans.
FCZ-Canepa hat keine Lust mehr auf Zweifel-Chips
Beim FC Zürich kann man über die grosse EM-Kampagne von Zweifel denn auch nur den Kopf schütteln. Präsident Ancillo Canepa (71), der sich seit Jahren für das Stadionprojekt einsetzt, macht auf Blick-Anfrage seinem Ärger Luft und verweist auf seine gepfefferten Sätze im Stadion-Magazin «Eis Null»: «Der Hersteller von Produkten, die in der Ernährungswissenschaft als Junkfood bezeichnet werden, war Sponsor von diversen Sportveranstaltungen, indem er zum Beispiel speziell an die Adresse von Fussballfans Werbekampagnen durchführte.»
Canepa weist auf den Zweifel-Slogan «Wir sind seit über 60 Jahren am Ball» hin und wirft der Chips-Firma aus Spreitenbach AG Heuchelei vor: «Wasser predigen und Wein trinken.» Dann ruft der FCZ-Präsident sogar indirekt zum Boykott auf: «Im Zweifelsfall weiss ich jetzt wenigstens, wessen Wein ich nicht mehr trinken und welche Chips ich nicht mehr essen werde.»
Auch beim Grasshopper Club Zürich ist man verärgert und appelliert an die Fairness. Die Stadiongegner sollen die Volksentscheide akzeptieren und den Investoren sowie den beiden Stadtzürcher Fussballklubs «keine weiteren Steine mehr in den Weg legen», wie der Klub in einem Statement schreibt.
Zu Heuchelei-Vorwürfen will sich Zweifel nicht äussern
Bei Zweifel hingegen ist man stolz auf die grosse EM-Kampagne. Man nutze Marketingaktivitäten «gezielt für besondere Anlässe, bei denen die Gesellschaft zusammenkommt, um den Moment zu geniessen», schreibt eine Sprecherin auf Blick-Anfrage. Sie erwähnt insbesondere auch die Werbeaktivitäten an den letzten Europa- und Weltmeisterschaften. Zum Shitstorm oder zu den Heuchelei-Vorwürfen will man sich nicht äussern.
Nur so viel: «Die persönlichen Interessen der VR-Mitglieder sind privat und stehen nicht im Zusammenhang mit unserem Unternehmen. Sie haben somit keinen Einfluss auf die operativen Massnahmen wie Marketingaktivitäten.»
Geht Zweifel bis vor Bundesgericht?
In Kürze wird das Verwaltungsgericht des Kantons Zürich über den Rekurs von Urs Zweifel entscheiden, der sich gegen den Gestaltungsplan des Stadionprojekts richtet. Würde Zweifel den erwarteten positiven Entscheid für das Stadion akzeptieren, könnte auf dem Hardturm-Areal schon in weniger als drei Jahren Fussball gespielt werden.
Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass mit einem Gang vor Bundesgericht gerechnet werden muss. Weil auch das Baugesuch nochmals vor sämtlichen drei Instanzen angefochten werden kann, dürfte das Fussball-Stadion in Zürich erst nach 2030 stehen.
Klarstellung durch Urs Zweifel
Urs Zweifel legt Wert auf die Feststellung, dass er selber nicht Rekurrent ist und keine Einwände gegen den geplanten Stadionbau hat, sondern im Gegenteil den Bau eines solchen Stadions unterstützt. Seine Einwände richten sich ausschliesslich gegen den im betreffenden Gestaltungsplan vorgesehenen Bau der zwei Hochhäuser, die in diesem Zusammenhang erstellt werden sollen.
(Der ursprüngliche Artikel wurde am 4. Juli mit dieser Klarstellung ergänzt).