Ausgerechnet in der Zuverlässigkeit schneiden wir katastrophal ab
Swiss und Flughafen Zürich landen auf dem letzten Platz

Laut einer neuen Auswertung enttäuschten die Swiss und der Flughafen Zürich im Sommer bezüglich Zuverlässigkeit. Die Fluggesellschaft verweist auf äussere Faktoren als Hauptgrund. Doch die ganze Lufthansa-Gruppe schneidet im Ranking schlecht ab.
Publiziert: 09.09.2024 um 17:18 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2024 um 18:36 Uhr
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Die Swiss hatte in diesem Sommer mit vielen Flugausfällen und Verspätungen zu kämpfen.
Foto: Sven Thomann

Auf einen Blick

  • 43 Prozent der Swiss-Flüge hatten im Sommer über 15 Minuten Verspätung
  • Die Swiss und der Flughafen Zürich machen vor allem äussere Faktoren für die Verspätungen und Ausfälle verantwortlich
  • Die Schweiz landete bei der Zuverlässigkeit in diesem Sommer auf dem letzten Platz von 20 Ländern in Europa
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Gabriel KnupferRedaktor Wirtschaft

Die Airline Swiss und der Flughafen Zürich geniessen einen guten Ruf. Regelmässig landen sie in Ranglisten auf den vorderen Rängen. Doch eine neue Auswertung des Fluggastrechteportals Flightright weckt Zweifel an der Zuverlässigkeit der beiden Aushängeschilder der Schweizer Luftfahrt.

Flightright hat sich die Stornierungen und Verspätungen der grössten europäischen Fluggesellschaften und an den wichtigsten Flughäfen in den Sommerferien 2024 angeschaut.

Das Ergebnis ist für die Schweiz nicht schmeichelhaft. Besonders auffällig: In diesem Sommer hatten 43 Prozent der Swiss-Flüge über 15 Minuten Verspätung bei der Ankunft – das drittschlechteste Ergebnis von 20 untersuchten Airlines. 2,6 Prozent der Flüge fielen zudem ganz aus, was ebenfalls den drittletzten Rang bedeutet.

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Schwache Lufthansa-Gruppe

Die Lufthansa-Gruppe schnitt insgesamt sehr schlecht ab. So verzeichnete die Tochtergesellschaft Eurowings mit 3,1 Prozent an stornierten Flügen die höchste Stornierungsquote in Europa. Gleich dahinter folgt die Lufthansa selbst mit der zweitschlechtesten Stornierungsquote von 2,90 Prozent.

Zum Vergleich: Namhafte Airlines wie Air France, KLM oder Wizz Air wiesen Stornierungsquoten von rund 1 Prozent auf. Dies entspreche etwa einem normalen Durchschnitt, so Flightright.

Tausende Arbeitsplätze abgebaut

«Es ist offensichtlich, dass interne Probleme sowie der noch immer anhaltende Personalmangel zu einem enttäuschenden Serviceerlebnis bei Passagieren führen», sagt Feyza Türkön, Fluggastrechtsexpertin bei Flightright.

Die ganze Lufthansa-Gruppe inklusive der Swiss hatten während Corona Tausende Arbeitsplätze abgebaut. Wegen der schnellen Erholung des Luftverkehrs nach der Pandemie klafft nun eine Lücke im Personalbestand, die bis heute nicht aufgeholt werden konnte.

Swiss weist Kritik zurück

Anders sieht man es bei der Swiss: Es gebe viele solche Rankings von privaten Firmen, die damit kommerzielle Ziele verfolgten, schreibt die Airline in einem Statement. Diese Ranglisten ignorierten die meist externen Gründe für eine Verspätung oder Annullierung. «Drei Viertel aller Abflugverzögerungen sind auf äussere Faktoren zurückzuführen, auf die wir als Fluggesellschaft keinen direkten Einfluss haben.»

Zudem seien die Betriebsmodelle und Rahmenbedingungen einzelner Fluggesellschaften sehr unterschiedlich, so die Swiss. «So führen am Flughafen Zürich zum Beispiel die Bise sowie ein komplexes Pistensystem mit sich kreuzenden Start- und Landebahnen regelmässig zu einer deutlichen Reduktion der Kapazitäten.» Dazu komme eines der weltweit restriktivsten Betriebsreglemente mit einem Nachtflugverbot von 23.30 bis 6 Uhr.

Dennoch habe die Swiss die Pünktlichkeit in diesem Jahr gesteigert und sei vergangenes Jahr die zuverlässigste Fluggesellschaft in Europa gewesen, schreibt die Airline weiter.

Schweiz mit den meisten Ausfällen

Doch gerade die Zuverlässigkeit war in diesem Sommer laut Flightright bei der gesamten Lufthansa-Gruppe mangelhaft. Das wirkt sich auch auf das Länderranking aus. Die Schweiz verzeichnete prozentual sowohl die meisten Stornierungen (2,5 Prozent) als auch die meisten Verspätungen (39 Prozent). Bei den Flugausfällen folgen Deutschland (2,4 Prozent) und Österreich (1,5 Prozent) auf den nächsten Negativplätzen.

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Sehr wenige Stornierungen mussten die Mittelmeerländer Türkei (0,4 Prozent), Griechenland (0,4 Prozent) und Spanien (0,5 Prozent) verzeichnen. Am wenigsten Verspätungen gab es bei Abflügen in den nordischen Ländern Norwegen (13 Prozent), Schweden (19 Prozent) und Dänemark (21 Prozent).

Deutsche Flughäfen schneiden am schlechtesten ab

«Unser Ländervergleich zeigt deutlich, dass vor allem die DACH-Region (Deutschland, Österreich und die Schweiz) stark von Flugausfällen betroffen ist und erheblicher Handlungsbedarf hingehend eines zuverlässigeren Flugverkehrs besteht», sagt Türkön.

Zur Illustration: Von den fünf schlechtesten Flughäfen in der Rangliste liegen vier in Deutschland, der fünfte ist der Flughafen Zürich auf dem viertletzten Rang.

Die Verspätungssituation in den Monaten Juni und Juli sei nicht zufriedenstellend gewesen, räumt der Flughafen Zürich auf Anfrage ein. «Die Pünktlichkeitsrate im Sommer nahm wegen einschneidender Regulierungen der europäischen Flugsicherungen, der vielen Gewitter sowie der angespannten geopolitischen Lage in Osteuropa und in Nahost gegenüber den Vormonaten ab.»

Um die Verspätungen zu reduzieren, habe man gemeinsam mit Swiss, Swissport und Skyguide zahlreiche kurzfristig umsetzbare Massnahmen realisiert, die bereits Wirkung zeigen. «Der grösste Hebel zur Reduktion von Verspätungen liegt jedoch in langfristigen Massnahmen, die leider teilweise viele Jahre dauern, bis sie umgesetzt werden dürfen.»

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