Die inländischen Gäste haben die Schweizer Tourismusbranche in der Pandemie gerettet. Sie sorgten für solide Winterzahlen und ein rauschendes Sommergeschäft. Die Branche hätte allen Grund, sich bei den Schweizerinnen und Schweizern zu bedanken. Stattdessen stösst Schweiz Tourismus die treuen Gäste nun vor den Kopf.
Die Vermarktungsorganisation stellte letzte Woche die zwei Twitter-Kanäle auf Deutsch und Französisch ein. Bis anhin informierte Schweiz Tourismus dort regelmässig über Veranstaltungen, touristische Angebote oder Medienartikel. Zum Abschied gabs nun ein «tschüss & danke», «au revoir & merci».
«Bedauerlich», «Armutszeugnis»
Bei den Followerinnen und Followern hagelt es Kritik. Von «bedauerlich» über «unverschämt» bis «Armutszeugnis» ist so einiges zu lesen. Was den Frust bei manchen noch verstärkt: Schweiz Tourismus verweist beim Abschied auf den englischen Twitter-Kanal. Eine Followerin fragt sich deshalb, ob Schweiz Tourismus die eigenen Landsleute egal sind. Und sie ärgert sich, dass sie das Angebot mit ihren Steuergeldern mitfinanziert. «Die vier Landessprachen machen die Schweiz doch interessant und sind Kulturgut», schreibt eine andere.
Die 46'800 Follower des deutschen Kanals sitzen seit Donnerstag auf dem Trockenen. Auf dem französischen Kanal herrscht für 24'500 Leute Ebbe. Einzig der italienische Twitter-Kanal mit über 25'000 Followern bleibt von den Landessprachen übrig.
Ältere Nutzer vermehrt auf Tiktok
Sind die Kanäle dem Sparhammer zum Opfer gefallen? Schweiz Tourismus verneint dies auf Anfrage. Von einer Reduktion der Social-Media-Aktivitäten könne absolut keine Rede sein. «Die Twitter-Kanäle von MySwitzerland.com auf Deutsch und Französisch gehörten zu den am wenigsten gefolgten und beachteten Social-Media-Accounts von Schweiz Tourismus», sagt Sprecher André Aschwanden. Zudem sei der Verkehr auf den beiden Kanälen stark zurückgegangen.
Schweiz Tourismus stellt immer wieder Veränderungen im Verhalten der Nutzer fest. Gewisse Plattformen verlieren an Bedeutung, andere legen an Beliebtheit zu. «So zum Beispiel Tiktok, das sich nun immer mehr auch in die ‹oberen› Altersklassen verschiebt, wie neuste Erkenntnisse zeigen», erklärt Aschwanden.
Schweiz sei «wichtigster Markt»
Der Ferienland-Vermarkter passe seine Kanäle an solche Veränderungen an. Man wolle so nah wie möglich an den relevanten Zielgruppen sein. Dafür bespiele man regelmässig neue Kanäle, wie zum Beispiel Pinterest, BeReal oder Tiktok, «die im Unterschied zu den Twitter-Konten auf Deutsch und Französisch breiter beachtet sind und stark wachsen», so Aschwanden.
Der Schweizer Gast komme nicht zu kurz: «Der Markt Schweiz ist seit jeher der grösste und wichtigste Markt für den Schweizer Tourismus», betont Aschwanden. In den Landessprachen sei man unter anderem auf Instagram oder Facebook präsent.