Im vergangenen Frühjahr stand die Wirtschaft wegen des Coronavirus beinahe still. Viele Dienstleistungsbetriebe mussten auf Anordnung des Bundesrates geschlossen bleiben. Der Coiffeur, der PC-Shop, der Kleider- und Buchladen – alles war zu! Restaurants und Hotels ebenfalls.
Tausende Arbeitnehmer bangten um den Job. Gerettet hat sie unter anderem die Kurzarbeit. Dank ihr ist die befürchtete Entlassungswelle ausgeblieben, schreibt die Denkfabrik Avenir Suisse in einer neuen Studie. Demnach hätten im ersten Lockdown 120'000 Schweizerinnen und Schweizer ihren Job verloren, hätte es die Kurzarbeitsentschädigungen vom Bund nicht gegeben.
Moderater Anstieg der Arbeitslosenquote
Auch sonst hat sich der Schweizer Arbeitsmarkt während der Coronakrise relativ gut entwickelt. Es sei nun aber wieder an der Zeit, die im Zuge der Krise für den Arbeitsmarkt beschlossenen Massnahmen fallen zu lassen und zum regulären System zurückzukehren, so Avenir Suisse.
Mit Blick auf die wichtigsten Indikatoren habe sich die Coronakrise kaum negativ auf den hiesigen Arbeitsmarkt ausgewirkt. Die Erwerbsquote habe nur während des ersten Lockdowns im Frühling 2020 spürbar abgenommen und der Anstieg der Arbeitslosenquote sei vergleichsweise moderat ausgefallen.
Das tatsächliche Arbeitsvolumen nimmt ab
Es gab aber coronabedingt auch negative Entwicklungen: So ging laut Avenir Suisse das Arbeitsvolumen, also die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden, im vergangenen Jahr mit 3,7 Prozent deutlich stärker als in vorherigen Rezessionen zurück. Und nicht alle Arbeitnehmende seien von der Krise gleichermassen betroffen gewesen.
Am härtesten hätten junge Erwachsene, selbständig Erwerbende und Angestellte in tiefen Pensen die Auswirkungen der Pandemie zu spüren bekommen. Und auch wenn nur begrenzt sei zu einer «She-cession», einer Rezession vorwiegend zulasten der Frauen, gekommen. So habe die Pandemie erneut gezeigt, dass die Erwerbstätigkeit der Frauen stärker auf konjunkturelle Verwerfungen reagiere als das bei Männern der Fall ist.
Kurzarbeit rettete Arbeitsplätze
Grosse Veränderungen konnten dank der Kurzarbeit aber abgewendet werden. Die Kurzarbeit berge allerdings auch Gefahren, warnen die Avenir-Suisse-Experten. Sie schiebe die Arbeitslosigkeit nur auf und sei kostspieliger Strukturerhalt. Vor diesem Hintergrund seien etwa die Ausweitung der Bezugsdauer von Arbeitslosengeld auf 24 Monate und die Erhöhung der Entschädigung für niedrige Einkommen auf 100 Prozent des Lohnausfalls kritisch zu sehen.
Kritik äussert Avenir Suisse ausserdem an der seit Beginn der Pandemie verlängerten Bezugsdauer von Arbeitslosengeld um bis zu 180 Tagelder. Dadurch verlängere sich die Verweildauer der Betroffenen in der Arbeitslosigkeit. Eine schnelle Rückkehr zum regulären System sei angebracht, lautet die Forderung der Denkfabrik.
Flexibleres Arbeitsgesetz nötig
Eine weitere Forderung ist jene für ein flexibleres Arbeitsgesetz. Denn im heutigen Gesetzestext gebe es Konzepte und Begriffe, die veraltet und mit dem technologischen Wandel obsolet geworden seien. Schliesslich habe sich der Trend hin zum Homeoffice mit der Pandemie beschleunigt und es sei davon auszugehen, dass in Zukunft vermehrt von zu Hause aus gearbeitet werde.
Das Arbeitsgesetz schränke ausdrücklich die Arbeitszeitsouveränität und die Autonomie der Beschäftigten ein, kritisiert Avenir Suisse. Das erschwere die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben und müsse in künftigen Revisionen korrigiert werden. (gif/SDA)