Es sind knallharte Arbeitsbedingungen! Wer sich in der Schweiz um die Retouren des Online-Giganten Zalando kümmert, der muss liefern. Exakt 41 Kleidungsstücke müssen die Angestellten pro Stunde verarbeiten – auspacken, Grösse und Farbe überprüfen, überprüfen, ob die Kleider noch ungetragen sind. Mindestens. Das schreibt die «Wochenzeitung» («WOZ») in ihrer aktuellen Ausgabe.
Sonst gibt es Ärger. Und zwar so richtig. Wer sein Stundensoll nicht errteicht, der bekommt eine schriftliche Verwarnung. Nach drei Verwarnungen flattert die Kündigung ins Haus. Der Druck ist enorm. Ceva Logistics heisst die Firma, die im solothurnischen Neuendorf zu Hause ist. Sie ist nicht die Einzige im Lande, die sich mit den Retouren von Zalando eine goldige Nase verdient. Blick hat bereits über einen ähnlich gelagerten Fall in der Ostschweiz berichtet.
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96 Prozent Frauen
Im Solothurnischen arbeiten 500 Angestellte für den Betrieb. 96 Prozent davon sind Frauen. Der Grossteil davon Ausländerinnen mit schlechten Deutschkenntnissen. Und doch wehren sie sich. Am 14. September haben 170 von ihnen vor dem Betrieb eine Stunde lang für bessere Arbeitsbedingungen protestiert, schreibt die «WOZ».
Hauptkritikpunkt der Angestellten: Die Zahl von 41 zu bearbeitenden Kleidungsstücken pro Stunde. Denn vor kurzem erst wurde diese Marke von 39 auf die 41 hochgeschraubt. Obwohl die Belastung schon mit 39 Stück gross war. «Die meisten kündigen, sobald sie gut genug Deutsch können, um eine andere Arbeit zu finden», sagt eine Angestellte. Der Stress und der Druck seien kaum auszuhalten.
19.92 Franken pro Stunde
Für Temporär-Angestellte ist ein Gesamtarbeitsvertrag (GAV) in Kraft, der einen Mindestlohn von 19.92 Franken pro Stunde für Ungelernte vorsieht. Bloss: Festangestellten sind keinem GAV unterstellt. Der Einstiegslohn liegt brutto bei 3468 Franken. Einen 13. Monatslohn gibt es nicht. Eine Krankentaggeldversicherung ebenso wenig.
Was sagt Zalando dazu? Ein Sprecher schreibt der «WOZ», dass das Unternehmen erst Ende 2022 eine routinemässige externe Untersuchung der Arbeitsbedingungen in Neuendorf veranlasst habe. Die Prüferinnen und Prüfer hätten nichts zu beanstanden gehabt. Ceva Logistics: «Wir arbeiten in ganz Europa eng mit Gewerkschaften zusammen.» (pbe)