Anklage zu «mehr als 99 Prozent» sicher
UBS-Chef Ralph Hamers im Geldwäsche-Skandal

Es ist der grösste Fall von Geldwäscherei in den Niederlanden. Mittendrin: UBS-Chef Ralph Hamers (54). Eine Anklage sei praktisch sicher, sagt ein Aktionärsschützer.
Publiziert: 17.01.2021 um 13:54 Uhr
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Ralph Hamers (54) mit seiner Frau und einem Familienbild aus dem Archiv: Ein Leben verbrachte er bei der ING.
Foto: Screenshot

Die Affäre war eigentlich ausgestanden: Vor über zwei Jahren zahlte die niederländische ING Bank 775 Millionen Euro, weil es zu Geldwäsche im grossen Stil kam. Der Finanzchef nahm den Hut. Der CEO aber blieb unbehelligt.

Ralph Hamers (54) lenkte die Bank zu dieser Zeit. Heute ist er UBS-Chef. Und in den Niederlanden wird der vermeintlich erledigte Fall neu aufgerollt. Weil in der Bank «strukturelle und schwerwiegende Mängel» herrschten, sei die strafrechtliche Verantwortung von Hamers zu beurteilen, verfügte ein Gericht im Dezember in Den Haag.

«Die Wahrscheinlichkeit, dass Ralph Hamers strafrechtlich verfolgt wird, liegt bei mehr als 99 Prozent», sagt Pieter Lakeman (78) dazu im Gespräch mit der «NZZ am Sonntag». Der Oberstaatsanwalt habe ihm per Brief am 8. Januar zugesichert, dass es zu einer Anklageerhebung komme.

Bussen als Strategie

«Ich schätze, dass Hamers Position bei einer Anklage völlig unhaltbar sein wird», sagt Lakeman weiter. «Zumindest in den Niederlanden wäre das der Fall.»

Lakeman ist ein altgedienter Aktionärsschützer. Er hat Beschwerde gegen den Vergleich von 2018 eingereicht und damit das neu aufgerollte Verfahren erwirkt. Der studierte Volkswirt, spezialisiert auf Ökonometrie, hat sich im Nachgang zur Finanzkrise einen Namen gemacht mit dem Aufdecken eines Bilanzskandals. 2009 rief er die Kunden der niederländischen DSB-Bank dazu auf, ihr Geld abzuheben, weil diese zweifelhafte Geschäfte tätige. Zwei Wochen später ging die Bank effektiv pleite.

Lakeman stört sich an den immer höheren Vergleichszahlungen, welche Finanzinstitute leisten, um sich vor einer Strafverfolgung zu schützen. Diese seien nicht im Interesse der Aktionäre, sagt er zur «NZZ am Sonntag». «Faktisch können sich Manager auf Kosten des Unternehmens freikaufen, indem sie sehr hohen Bussgeldern zustimmen. Im Gegenzug ist die Staatsanwaltschaft eher bereit, auf eine Strafverfolgung der Manager zu verzichten.»

Weber über Hamers

UBS-Präsident Axel Weber (63) stärkt derweil seinem CEO den Rücken. In einem Interview auf Bloomberg TV sagte er letzte Woche: «Ich bin sehr zuversichtlich, dass er als CEO von UBS gute Arbeit leisten kann.»

Doch Weber schränkte ein: «Wir verfolgen die Situation und werden sie im Zuge der Entwicklung anpassen.» Laut Bloomberg habe die UBS im Verwaltungsrat informell darüber diskutiert, wer die Nachfolge übernehmen könnte, wenn Hamers unhaltbar würde.

Am 26. Januar hält Hamers seine erste Präsentation als Chef der UBS. Neben den Geschäftszahlen will er die neue Strategie vorstellen. Fragen zu ING kommen da ungelegen. (ise)

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