Darum gehts
- China zögert mit Fabrikbau in Mexiko, Angst vor Technologieverlust
- China sieht BYD als potenziellen Nachfolger von Toyota im Automobilmarkt
- BYD produzierte 2024 4,3 Millionen Autos, 40 Prozent mehr als 2023
BYD wird immer unheimlicher. Letztes Jahr überholten die Chinesen Tesla als grössten Elektroauto-Hersteller der Welt. Und diese Woche verkündete die Firma einen Durchbruch in der Batterie-Technologie: Mit einem neuen Ladesystem lasse sich ein E-Auto in nur fünf Minuten für eine Reichweite von 400 Kilometern aufladen.
Nun wurde bekannt, dass die Regierung in Peking bereits seit zwei Jahren den Bau einer BYD-Fabrik in Mexiko herauszögert. Der Konzern will 1 Milliarde Dollar im Land investieren, doch die Regierung befürchte, dass wertvolle technologische Erkenntnisse in die Hände der USA gelangen könnten, berichtet die britische «Financial Times». Ist BYD der Konkurrenz tatsächlich so weit voraus? Oder gibt es andere Gründe für die chinesische Zurückhaltung in Mexiko?
BYD soll Toyota ablösen
Die chinesische Regierung habe grosse Pläne mit dem Elektroauto-Konzern, erklärt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer (73) vom deutschen CAR-Institut gegenüber Blick. «China hat BYD als Toyota-Nachfolger ausgewählt.» Toyota ist mit 10,8 Millionen produzierten Autos (2024) der grösste Autokonzern der Welt.
Auf dem Weg zu diesem Ziel hat BYD schon viel Boden gutgemacht: Die Firma produzierte letztes Jahr 4,3 Millionen Autos, 40 Prozent mehr als 2023. 1,8 Millionen davon waren reine Elektroautos.
Bekannt ist BYD für Qualität und vergleichsweise tiefe Preise. So ist beispielsweise der fünftürige Elektrostadtwagen Seagull in China für unter 10’000 Franken erhältlich. «Die chinesischen Hersteller sind sehr gut darin, die Produktionskosten durch Automatisierung zu reduzieren», sagt Dudenhöffer. Und auch beim autonomen Fahren ist BYD vorne mit dabei und will die Technologie in allen Modellen verfügbar machen.
Vorsprung bei den Batterien
Den grössten Vorsprung haben die Chinesen aber in der Batterie-Technologie. «Die Amerikaner haben wenig Ahnung von Batterien», sagt Dudenhöffer. «Bei BYD hingegen sind Batterien die Kernkompetenz.» Kein Wunder, denn die Firma begann 1995 als Batterie-Start-up, das Akkus für Mobiltelefone entwickelte. Die Autosparte wurde erst 2003 gegründet.
Heute kommen 60 Prozent der Batterien für Elektroautos aus China, wie das Fachmagazin «Technik und Einkauf» berichtet. Dahinter folgt Südkorea mit 32 Prozent. Die 14 grössten Unternehmen in dem Bereich stammen alle aus Asien. BYD liegt hinter der ebenfalls chinesischen Firma CATL auf dem zweiten Platz.
Expansionsstrategie in Europa
Die Verlustängste in China sind also begründet. Dazu kommt der globale Zollkrieg, den US-Präsident Donald Trump (78) begonnen hat. Trump beschuldigte Mexiko, eine «Hintertür» für chinesische Firmen zu bieten, um amerikanische Zölle zu umgehen. Mexiko reagierte auf den Druck aus den USA mit Zöllen auf chinesische Industrieprodukte und Antidumping-Untersuchungen gegen Stahl- und Aluminiumprodukte aus China, wie die «FT» berichtet.
Ob die Fabrik in Mexiko unter diesen Voraussetzungen jemals gebaut wird, ist offen. Klar ist aber, dass die Expansionsstrategie von BYD weitergeht, gerade auch in Europa. Werke in Ungarn und in der Türkei sind im Bau, ein drittes Werk in Deutschland könnte folgen. In der Schweiz ist der weltgrösste Elektroauto-Hersteller hingegen noch ein Zwerg. Doch auch das könnte sich ändern. Am 12. März eröffnete in Zürich der erste BYD-Store der Schweiz.