Greta Thunberg ist am WEF angekommen
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Klima-Ikone in Davos:Greta Thunberg ist am WEF angekommen

Angriff auf die Elite
Junge Frauen mischen das Forum der alten Männer auf

Das WEF gibt sich grün wie nie. Doch kurz vor dem Schluss-Akt eilt Greta Thunberg nach Davos – und liest der Elite die Leviten.
Publiziert: 20.01.2023 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 20.01.2023 um 11:06 Uhr
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Am Donnerstag mischten die Aktivistinnen Luisa Neubauer, Helena Gualinga, Vanessa Nakate und Greta Thunberg (v. l.) das WEF auf.
Foto: AFP
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Danny SchlumpfRedaktor SonntagsBlick

Anfang Woche protestierte Greta Thunberg (20) im deutschen Lüzerath gegen den Kohle-Abbau. Doch was sie vom WEF aus Davos hörte, trieb die schwedische Klima-Ikone offenbar noch mehr auf die Palme: Am Donnerstag tauchte sie überraschend im Bündner Bergdorf auf, begleitet von den Aktivistinnen Luisa Neubauer (26), Vanessa Nakate (26) und Helena Gualinga (20).

Greta Thunberg kam gleich zur Sache: «WEF-Leute heizen die Zerstörung des Planeten an», hämmerte sie in die Mikrofone. Die vier Aktivistinnen brachten eine Petition nach Davos, die von 900'000 Menschen unterzeichnet wurde. «Hört auf damit», lautet die Forderung an die Vertreter der fossilen Energien.

«Die Öl-Giganten müssen sofort aufhören, die Energiewende zu hintertreiben», sagte Thunberg. «Sie führen die Öffentlichkeit in die Irre. Für Gewinne werfen sie Menschen unter den Bus.» Doch auch dieses Jahr gebe ihnen das WEF eine Plattform – statt auf diejenigen zu hören, die von der Klimakrise direkt betroffen seien.

Grünes WEF?

Der Rundumschlag hat Davos aufgemischt. Auch darum, weil sich das diesjährige WEF so grün gab wie noch nie: Es ermunterte die Gäste, den CO₂-Ausstoss ihrer Davos-Reise zu kompensieren, servierte Snacks in umweltfreundlicher Verpackung und wartete mit über 400 Veranstaltungen zur Klimakrise auf – mit internationaler Prominenz aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.

Bundespräsident Alain Berset (50) eröffnete eine Diskussionsrunde über Plastik-Verschmutzung, Fürst Albert II. von Monaco (64) sprach über das Schmelzen der Pole, der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore (74) rief die Mächtigen der Welt zum Handeln auf.

Bloss: Diese Männer gehören selbst zu den Mächtigen, genau wie die Chefs von globalen Energie-Konzernen, die am WEF ihr Geschäft verteidigten. «Öl bringt am meisten Energie zum günstigsten Preis», sagte etwa Vicki Hollub (63), CEO und Präsidentin des US-Ölriesen Occidental Petroleum Corporation.

Klimaaktivisten mussten Segel streichen

Dass nicht nur Al Gore und Umweltwissenschaftler, sondern auch die Fossil-Firmen in Davos waren, passt zum WEF-Motto. «Wir müssen aus unseren Silos ausbrechen und zusammenarbeiten», betonen die Veranstalter auf ihrer Website. Nur: Die Klimaaktivisten waren an den Veranstaltungen nicht dabei. Sie hatten ihre Protestauftritte vor der Eröffnung, dann mussten sie die Segel streichen.

«Es sind immer noch die gleichen alten Mächte, die das Forum dominieren», sagt Alexandra Gavilano (33) von «Debt for Climate Schweiz». Die Bewegung fordert einen Schuldenerlass für die armen Länder – und machte am Montag von sich reden, als sie den Ausgang des Privat-Flughafens Altenrhein SG blockierte, um die Passagiere an der Weiterfahrt ans World Economic Forum zu hindern. An den WEF-Diskussionsrunden waren die Aktivisten hingegen nicht zu sehen.

«Zutritt hat nur die Elite, die mit ihren Firmen von den Schulden der Länder des globalen Südens profitiert», sagt Gavilano. Was sie besonders ärgert: «Wir versuchten wochenlang, zwei Aktivisten aus dem Kongo ans WEF zu bringen.» Denn Greta Thunberg habe recht, wenn sie sage, dass die Betroffenen dort nicht zu Wort kämen. «Doch es kam kein Treffen zustande», sagt Gavilano. «Das ist extrem ernüchternd.»

Taten statt Worte

Das WEF hält auf seiner Website fest: «Wir brauchen einen globalen, partnerschaftlichen und inklusiven Handlungsansatz, um unseren Planeten zu retten.» In den Augen der Klimaschützer ist in dieser Hinsicht noch viel Luft nach oben.

Das sieht auch die südafrikanische Aussenministerin Naledi Pandor (69) so. Sie nahm am Mittwoch an einem Anlass mit Bundesrat Ignazio Cassis (61) teil, der sich den Chancen multilateraler Zusammenarbeit widmete. Sie habe nichts gegen Visionen, sagte Pandor. «Aber die Gefahr ist, dass nicht alle etwas davon haben.» Es brauche den Einbezug aller Weltteile. «Und es braucht Taten statt Worte. Lasst uns doch einmal überprüfen, was wir wirklich getan haben, wenn wir uns das nächste Mal wiedersehen!»

Auf Taten pocht auch Greta Thunberg. «Niemand hat gesagt, es werde leicht», sagte sie in Davos. Die Welt laufe immer noch in die falsche Richtung. «Wir brauchen Hilfe!»

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