Darum gehts
- Trump gegen Powell: Zinsentscheid der Fed steht bevor
- Trumps möglicher Geheimplan: Unsicherheiten schüren für Zinssenkungen
- US-Schulden über 36 Billionen Dollar, jährliche Zinszahlungen betragen über eine Billion Dollar
Donald Trump (78) gegen Jerome Powell (72). Oder: US-Präsident gegen Notenbankchef. Heute Mittwoch geht das Duell der beiden starken Männer nun in die nächste Runde. Um 19 Uhr (Schweizer Zeit) steht der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed an. Und alles deutet darauf hin, dass Powell den Leitzins unverändert lässt. Das schmeckt Trump überhaupt nicht. Denn der US-Präsident hat in den vergangenen Wochen immer wieder betont, dass hohe Zinsen der Wirtschaft schaden – und dass die Fed endlich umdenken müsse.
Fakt ist: Die US-Wirtschaft zeigt deutliche Schwächesignale. Das Wachstum hat sich verlangsamt, während die Inflation hartnäckig bleibt. Für die Fed bedeutet das eine Gratwanderung. Würde sie die Zinsen zu früh senken, könnte die Inflation erneut ausser Kontrolle geraten. Behält sie jedoch den aktuellen Kurs bei, riskiert sie eine Rezession. Und Trumps Strafzoll-Politik sorgt nun auch an der Wall Street für Nervosität – die Aktienkurse purzeln. Der Nasdaq hat seit Dezember mehr als 10 Prozent verloren, auch der breit angelegte S&P 500 hat seither Einbussen in ähnlichem Umfang hinnehmen müssen.
Trumps angeblicher Geheimplan
Trump hat derweil eine klare Meinung: Die Zinsen müssen runter – und zwar schnell. In einem Interview mit «Fox Business» sagte er kürzlich: «Niemand wird mit hohen Zinsen reich, weil die Leute kein Geld leihen können.» Und schloss eine Rezession nicht aus: «Es gibt eine Zeit des Übergangs, denn was wir tun, ist sehr gross», so der US-Präsident auf die Frage, ob eine Rezession kommen könnte.
Das löste in der Finanzbranche Spekulationen aus. Trumps möglicher Geheimplan, der in amerikanischen und britischen Medien kursiert: Er schürt gezielt Unsicherheiten, um Jerome Powell und die Fed zu Zinssenkungen zu zwingen. Denn falls die Wirtschaft abstürzt, hätte Powell kaum eine andere Wahl, als die Geldpolitik zu lockern. Niedrigere Zinsen würden nicht nur Unternehmen und Konsumenten entlasten, sondern auch die riesigen Staatsschulden der USA günstiger machen. Derzeit belaufen sich die US-Schulden auf über 36 Billionen Dollar – allein die Zinszahlungen summieren sich auf über eine Billion pro Jahr. Tiefe Zinsen könnten also Trumps Finanzpolitik erheblich entlasten.
Rebound rechtzeitig für Halbzeitwahlen?
Auch Marius Brülhart (57), Wirtschaftsprofessor an der Universität Lausanne, denkt über den angeblichen Geheimplan laut nach. Gegenüber Blick sagte er letzte Woche, dass die Trump-Regierung auffällig entspannt auf die sich eintrübende Konjunktur reagiere. «Dies nährt den Verdacht, dass die Regierung einer konjunkturellen Abkühlung dieses Jahr nicht abgeneigt wäre. Ihre Hoffnung könnte sein, dass das wirtschaftliche Pendel dann rechtzeitig auf die Halbzeitwahlen Ende 2026 oder spätestens auf die Präsidentschaftswahlen 2028 wieder zurückschwingt», so Brülhart.
Trump hat mehrfach bewiesen, dass er bereit ist, unkonventionelle Wege zu gehen. Auch, um seine wirtschaftspolitischen Ziele durchzusetzen. Ob er aber bewusst eine Rezession in Kauf nehmen möchte? Stand jetzt gibt es keine Beweise dafür. Hinreichlich belegt ist hingegen: Trump und Powell mögen sich nicht. Obwohl es der US-Präsident war, der seinen Parteikollegen 2018 ins höchste Finanzamt der Vereinigten Staaten von Amerika hievte.
Dort will Powell bis zum Ende seiner Amtszeit im Mai 2026 auch bleiben, wie er klargemacht hat. Wie viele Zinssenkungen es bis zu seinem Abschied noch gibt, ist nicht absehbar. Wenn es nach Trump geht, wäre klar: so viele wie nur möglich.