Auf einen Blick
- Fed-Chef Powell belässt Leitzins unverändert
- Trump fordert tiefere Zinsen
- Powell ist noch bis 2026 im Amt, Trump will Mitsprache bei Zinsen
- Trumps Einmischung in Geldpolitik könnte Inflation befeuern
Die US-Notenbank Federal Reserve belässt den Leitzins am Mittwoch wie erwartet in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent. Damit dürfte Fed-Chef Jerome Powell (71) den US-Präsidenten Donald Trump (78) erneut gegen sich aufbringen. Trump mischt sich wie schon in seiner ersten Amtszeit (2017 bis 2021) in die Geldpolitik ein – und fordert tiefere Zinsen.
Blick beantwortet die wichtigsten Fragen zum Streit, der massive Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben kann.
Worum geht es?
Für Trump gilt: Tiefe Zinsen sind gut. Sie kurbeln die Wirtschaft an und treiben die Börsenkurse in die Höhe. Doch Powell sieht aktuell wenig Grund für weitere Zinssenkungen. Denn tiefe Zinsen befeuern auch die Teuerung und können zu gefährlichen Aktien- und Immobilienblasen führen.
Die Jahresinflation in den USA stieg im Dezember auf 2,9 Prozent und ist damit höher als gewollt. Dazu muss man wissen: Die Notenbank strebt eine Inflation von 2 Prozent an. Ausserdem könnten Trumps Zollpläne die Teuerung in den USA weiter anheizen.
Experten gehen deshalb davon aus, dass Powell auch in den nächsten Monaten an der eher hohen Leitzins-Spanne von aktuell 4,25 bis 4,5 Prozent festhalten wird. Zum Vergleich: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Leitzins bereits auf 0,5 Prozent gesenkt. In der Eurozone liegt er vor dem Zinsentscheid am Donnerstag bei 3,15 Prozent.
Was will Trump tun?
Trump hatte den Republikaner Powell in seiner ersten Amtszeit selbst zum Fed-Präsidenten ernannt. Doch schon kurz darauf bereute er seinen Entscheid und griff den Notenbankchef massiv an, weil dieser mehrfach die Zinsen erhöhte. Trump bezeichnete die Politik der Fed unter anderem als «verrückt» und Powell als «Feind».
Powells zweite Amtszeit dauert noch bis Ende 2026. Und Powell hat klargemacht, dass er freiwillig nicht gehen wird. Einfach feuern kann Trump den Notenbankchef auch nicht. Wenn er es trotzdem versucht, würde das einen langen Rechtsstreit auslösen, bei dem am Ende der Oberste Gerichtshof entscheiden müsste.
Für den US-Präsidenten ist aber klar, dass er bei Leitzinsentscheiden ein Wort mitzureden hat. «Ich denke, ich habe das Recht, mich dazu zu äussern, ob die Zinssätze steigen oder sinken sollten», sagte Trump im Oktober.
Das Gesetz sieht anders aus. Die Notenbank ist unabhängig. Um das zu ändern, müsste Trump das Gesetz anpassen. Auch das wäre trotz der republikanischen Mehrheit im Kongress ein langes und schwieriges Unterfangen.
Was sind die Gefahren?
Das Problem: Trumps Wunsch nach tiefen Zinsen ist nicht von gesamtwirtschaftlichen Überlegungen getrieben. Als Unternehmer will der US-Präsident einen starken Aktienmarkt und ein starkes Wachstum. Der bekannte Ökonom Nouriel Roubini (66) warnte laut Yahoo Finance, dass sich die Inflation verschlimmern würde, wenn die Fed ihre Unabhängigkeit verliert.
Wozu aus politischen Gründen tief gehaltene Zinsen führen können, zeigt das Beispiel der Türkei: Jahrelang hielt der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (70) trotz extremer Inflation an seiner Zinspolitik fest und stürzte sein Land damit in eine Wirtschaftskrise. Im Fall der Türkei hatte dies keine grossen Auswirkungen auf den Rest der Welt. Doch wenn die USA in eine Krise geraten würde, dann wären wir alle davon betroffen.