Heuschnupfen-Patienten leider dieser Tage so richtig! Und rennen den Apotheken im Lande die Türen ein. «Aktuell sind zwei Drittel unserer Patienten wegen Heuschnupfen bei uns», sagt Natalia Blarer, Geschäftsführerin der Apotheke Europaallee in Zürich. «Wir haben sehr viele Pollenallergiker, die seit dem Wochenende kommen, weil sie geplagt werden.» Dieses Jahr sei es konzentrierter als sonst. «Auf einen Knall wurde es warm und alles hat geblüht.» Die Pollenbelastung sei derzeit auf der gesamten Alpennordseiten sehr hoch.
Besonders gefragt: Antiallergische Mittel in Tablettenform, die nicht müde machen. «Aber auch Augentropfen und Nasenspray, die den Juckreiz lokal bremsen», weiss Blarer. Die Folge: «Lokal wirksame Nasenspray und Augentropfen sind knapp. Dort sind wohl auch die Grossisten überrascht worden», sagt sie.
Das Problem sei, dass dieses Jahr alles auf wenige Tage konzentriert sei. Und die Apotheken darum bemüht, dass sich niemand mit Heuschnupfen-Symptomen ins Spital begeben muss. «Man kann da auch schon einmal auf ein rezeptpflichtiges Medikament zurückgreifen», so Blarer.
Patienten müssen offen bleiben
Auch im Aargau leiden die Menschen unter den Pollen. «Ja, im Moment klemmt es bei den Heuschnupfen-Medikamenten», sagt Hans Jürg Engel (38), Inhaber der Toppharm Rathaus-Apotheke in Wettingen AG. Das komme jedoch regelmässig vor, sei normal bei «saisonalen Sachen». Anfangs würden sie sehr gut laufen, mit den Wochen dann aber auslaufen, da zu Beginn der Saison nicht abgeschätzt werden könne, was es dann tatsächlich brauche.
«Dieses Jahr hat die Heuschnupfen-Saison schon im warmen Januar mit Hasel und Esche angefangen», erinnert sich Engel. Danach war Ruhe. «Erst Mitte Mai ging es mit den Gräsern so richtig los», sagt er. Entsprechend ist die Nachfrage angestiegen. «Es ist möglich, dass man das Produkt, das man seit Jahren kennt, nicht mehr findet», sagt er. Als Patient müsse man derzeit offen bleiben. «Dann finden wir eine Lösung.»
Gängigste Produkte fehlen
Auch Grosshändlerin Galenica leidet unter Engpässen. «Zwar fehlt in unseren Apotheken von Amavita, Sun Store und Coop Vitality im Moment häufig eines der gängigsten Produkte gegen Heuschnupfen», sagt eine Sprecherin zu Blick. Es seien aber noch genügend Alternativprodukte vorhanden.
Enea Martinelli, Chefapotheker der Berner Spitäler Frutigen, Meiringen und Interlaken, hat den Überblick über die rezeptpflichtigen Medikamente. Auch dort spitzt sich die Situation zu. Über ein Dutzend Präparate seien aktuell nur eingeschränkt lieferbar. Aber: «Wenn man etwas flexibel ist, gibt es immer eine Lösung», sagt er. «Man muss halt auch mal ein anderes Präparat einzusetzen.»