Kaum steigen die Temperaturen und die Sonne kommt hinter den Wolken hervor, beginnt das grosse Leiden – zumindest für Allergiker.
Was blüht jetzt?
Menschen, die auf Gräserpollen allergisch reagieren, trifft es aktuell besonders hart. «Durch das warme, trockene Wetter und den Wind fliegen die Pollen in rauen Mengen los», sagt Sonja Hartmann, Expertin vom aha! Allergiezentrum Schweiz zu Blick. «Gräser sind die Hauptauslöser einer Pollenallergie. Auf sie reagieren 70 Prozent der Heuschnupfengeplagten.»
Auch Ampfer und Wegerich blühen derzeit. Ihre Pollen erreichen aber nur schwache bis mässige Belastungswerte.
Ist die Pollen-Plage dieses Jahr besonders schlimm?
Ja! Das bestätigt Roger Perret von Meteo News Blick. «Die Belastung ist dieses Jahr tatsächlich besonders hoch, weil der Frühling so feucht war.»
Der Niederschlag habe vor allem in der Deutschschweiz die Vegetation gefördert. «Wenn man die Wiesen anschaut, sind die Gräser viel höher und vitaler als sonst. Das ist für die Pollenbildung sehr günstig», erklärt der Meteorologe. Die Allergie-Expertin Sonja Hartmann ergänzt: «Die Blüte eines einzigen Grashalms enthält rund vier Millionen Blütenpollen. Die Pollen sind besonders klein und werden vom Wind über weite Strecken getragen.»
Warum fällt die Belastung nicht jedes Jahr gleich stark aus?
Das hat mit den Mastjahren zu tun. In diesen produzieren die Bäume in regelmässigen Abständen mehr Blüten, schreibt das Allergiezentrum.
Doch jetzt werden die Abstände immer kürzer. Im Falle der Fichte würde der Abstand eigentlich sechs Jahre betragen. Doch in den letzten Jahren hatte sie sowohl 2020 als auch letztes Jahr ein Mastjahr. Dass die Abstände kürzer werden, hat Forschern zufolge ebenfalls mit dem Klimawandel zu tun.
Wie lange hält die Pollenbelastung noch an?
Eine baldige Besserung ist nicht in Sicht. «Die Gräsersaison hält noch bis August an», sagt Roger Perret. Ob die Konzentration gleich hoch bleibt, wie jetzt, hänge aber vom Wetter ab. Bleibt es trocken, bleibt auch die Konzentration hoch. Kommt der Regen, sinken die Werte. Immerhin: «Schlimmer wirds nicht mehr», versichert Perret.
Welche Rolle spielt der Klimawandel?
Der Klimawandel trägt seinen Teil zur Pollenbelastung bei – weil viele Pflanzen früher blühen. «Hasel, Birke und Esche beginnen etwa zwei bis drei Wochen früher als vor 30 Jahren zu blühen. Die Gräser stehen im Mai rund zehn Tage früher in Blüte und gewisse Pflanzen blühen länger in den Herbst hinein», bestätigt Sonja Hartmann.
Heisst: Je nach Pflanzenart leidet man erheblich länger – vor allem, wenn man auf Gräser- oder Kräuterpollen allergisch reagiert.
Es kann zudem sein, dass man plötzlich eine Allergie entwickelt, obwohl man gar nicht im Flachland zu Hause ist. Denn mit den steigenden Temperaturen verändert sich die Vegetation in der Schweiz. So könnte sich zukünftig etwa die allergene Birke in höheren Gebieten ausbreiten, was zu mehr Pollen in den Bergen führt.
Was können Allergiker tun?
Auf Regen hoffen. «Wenn es zu kalt ist oder regnet, setzen die Pflanzen keine Pollen frei», sagt Sonja Hartmann.
Auch Roger Perret bestätigt das. Allerdings: «Bei kurzen Schauern wirds eher schlimmer, weil der Starkregen die Pollen zum Platzen bringt. Folge: Mehr Allergene werden frei. Wenn der Regen aber anhält, werden die Pollen ausgewaschen.»
Doch Regen ist im Flachland aktuell nicht in Sicht. «Bis mindestens Ende nächste Woche bleibt es ähnlich trocken wie jetzt. Nur in den Bergen kann es vereinzelt Schauer und Gewitter geben.»
Die Berge könnten aber auch ohne Regen eine Rettung für Allergiker sein. Denn: «Ab 1500 Meter ist die Konzentration nicht mehr so hoch», sagt Perret. Allerdings kann sich das schon bald ändern, weil auch in höheren Lagen in Kürze die Gräser blühen werden, betont der Meteorologe.