Am 25. September 2022 hat das Schweizer Volk die Reform AHV 21 angenommen. Damit haben wir auch akzeptiert, dass die Mehrwertsteuer (MwSt.) per Jahreswechsel 2024 erhöht wird. Doch welche Auswirkungen hat der Anstieg der Steuer nun auf unsere Finanzen?
Wie stark steigt die Mehrwertsteuer an?
Der Volksentscheid führt dazu, dass der Bund die MwSt.-Sätze per 1. Januar 2024 erhöht. Der Anstieg beträgt 0,4 beziehungsweise 0,1 Prozent. Der Normalsatz wird neu 8,1 Prozent (bisher 7,7 Prozent), der Sondersatz 3,8 Prozent (bisher 3,7 Prozent) und der reduzierte Satz 2,6 Prozent (bisher 2,5 Prozent) betragen.
Wie fest spüre ich die Erhöhung beim Wocheneinkauf?
Beim wöchentlichen Einkaufsbummel, um den Kühlschrank zu füllen, sticht uns die Mehrwertsteuer wahrscheinlich am meisten ins Auge. Coop, Migros und Co. listen die Abgabe sauber auf der Quittung auf. Die 0,1 bis 0,4-prozentige Erhöhung wird dich aber kaum aus den Socken hauen. Bei einem Einkauf von 100 Franken bezahlst du lediglich 10 bis 40 Rappen mehr.
Noch besser: Gut möglich, dass die Detailhändler den Anstieg der Mehrwertsteuer gar nicht an die Kunden weitergeben. «Aufgrund des Wettbewerbsdrucks im Detailhandel gehen wir davon aus, dass viele Händler zumindest einen Teil der Mehrkosten nicht an die Endkunden weitergeben werden», erklärt Dagmar Jenni (55), Direktorin der Swiss Retail Federation. Das war auch in der Vergangenheit bei anderen Preiserhöhungen der Fall.
Mehr zu Steuern in der Schweiz
Wo trifft mich der Anstieg der Mehrwertsteuer am meisten?
Im Gegensatz zum wöchentlichen Shoppingbummel spürst du den Anstieg der Mehrwertsteuer bei umfangreicheren Käufen schon. «Die Steuererhöhung dürfte am ehesten bei grösseren Anschaffungen zu spüren sein, beispielsweise bei einem E-Bike oder Auto», erklärt Benno Suter (53), Leiter der Mehrwertsteuer Beratung bei Ernst & Young Schweiz.
Als Beispiel: Beim Kauf eines Autos im Occasionswert von 10'000 Franken beträgt die Mehrwertsteuer neu 810 und nicht 770 Franken. Händler könnten diese 40 Franken also draufpacken.
Wer schlägt die Mehrwertsteuer nicht drauf?
Grundsätzlich kannst du davon ausgehen, dass in Branchen mit hohem Wettbewerb, die Unternehmen den Anstieg aus der eigenen Tasche bezahlen. «Im Detailhandel gibt es Retailer, welche die Erhöhung selber tragen. Aldi hat das zum Beispiel schon Ende September 2023 kommuniziert», erklärt Dagmar Jenni.
Auch die Swisscom hat sich entschieden, die Erhöhung der Steuer für ihre Kunden zu übernehmen. Dabei ist die Psychologie der Preisgestaltung ein weiterer Faktor. Wenn der Verkaufspreis ein Grenzpreis ist – also beispielsweise 99 Franken, 11.95 oder 7.99 – erhöhen ihn die Händler kaum.
Kann ich die Erhöhungen überprüfen?
Es kann vorkommen, dass Verkäufer die Erhöhung der Mehrwertsteuer ausnutzen, um ihre Preise versteckt noch mehr anzuheben. Um gegen diese getarnten Anpassungen vorzubeugen, stellt der Preisüberwacher der Bevölkerung einen Mehrwertsteuer-Rechner zur Verfügung.
Mit diesem Rechner kannst du ermitteln, ob ein Preis tatsächlich «nur» um die gestiegene Mehrwertsteuer erhöht wurde. Der Mehrwertsteuer-Rechner ist unter diesem Link auf der Webseite des Preisüberwachers zu finden. Solltest du eine versteckte Preiserhöhung beobachten, kannst du sie über das Online-Formular melden.
Wann zahle ich welchen MwSt.-Satz?
Der Staat unterscheidet zwischen drei verschiedenen Mehrwertsteuern. Der reduzierte Satz wird auf «Güter des täglichen Bedarfs» angewendet. Hauptsächlich sind das Lebensmittel, Zeitungen, Bücher und Medikamente.
Weiter gibt es den Sondersatz für Beherbergungen. Dieser kommt ausschliesslich bei Hoteliers zum Tragen. Alle restlichen steuerbaren Leistungen sind dem Normalsatz untergeordnet. Also zum Beispiel Kleider, das Handyabo oder der Coiffeur-Besuch.
Wie wichtig ist die Mehrwertsteuer für die Schweiz?
Die Mehrwertsteuer ist nach der direkten Bundessteuer die zweitwichtigste Einnahmequelle des Bundes. Gemäss der Rechnung des Bundes soll für 2024 32,7 Prozent der Einnahmen aus der Mehrwertsteuer kommen. Bis 2032 sollen die zusätzlichen Einnahmen von 12,4 Milliarden Franken die AHV entlasten.