Mindestens 80 Credit-Suisse-Investoren in Singapur führen Gespräche, um die Schweizer Regierung zu verklagen. Das berichtet die «Financial Times». Es geht einmal mehr um den im Rahmen der Übernahme durch die UBS per Notrecht verordneten Abschreiber von AT1-Anleihen der Credit Suisse, sogenannter Coco-Bonds, im Wert von 17 Milliarden US-Dollar.
Die Obligationäre sind der Meinung, der Schritt verstosse gegen den «Schutz vor unfairen staatlichen Massnahmen», der im Rahmen der 2003 zwischen Singapur und der Schweiz unterzeichneten Freihandelsassoziation vereinbart wurde. Mit den Vorbereitungen für die Klage betraut sind die Anwaltskanzleien Wilmer Hale und Engelin Teh Practice.
Die risikoreichen AT1-Anleihen sollen in der Region bei Kleinanlegern beliebt sein. Die Investoren in Singapur haben zusammen fast 70 Millionen Dollar in AT1-Anleihen investiert. Die Kläger gehen davon aus, dass sich noch weitere Investoren an der Klage beteiligen werden. Beobachter gehen zudem davon aus, dass die Gespräche in Singapur zu ähnlichen Aktivitäten in anderen Teilen Asiens führen könnten.
Damit öffnet sich eine weitere «Front» gegen die Schweiz. US-Anleihegläubiger werden von den Anwaltskanzleien Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan und Pallas Partners vertreten. Im Gegensatz zu den USA sollen asiatische Länder laut Wilmer Hale über besondere Schutzmechanismen für ausländische Investitionen verfügen. Dazu sind dort weniger grosse Fonds betroffen und mehr private Anleger.
Geringe Erfolgsaussichten
Ob die juristischen Argumente ausreichen, wird vielerorts angezweifelt. Die Investoren scheinen selbst nicht damit zu rechnen, ihr Geld zurückzubekommen. Einige wollen aber offenbar aus Prinzip juristisch vorgehen.
Ein Investor aus Singapur wird so zitiert: «Ich bin nicht optimistisch, aber es ist besser, als nichts zu tun. Ich möchte bei diesem Debakel in der ersten Reihe sitzen und hoffentlich etwas lernen.» Ein weiterer Privatinvestor, der 700'000 Dollar mit den AT1-Anleihen verlor, sagt: «Ich habe investiert, weil ich der Marke vertraute. Jetzt habe ich nichts mehr.»