Mit Influencer-Werbung und seinen tiefen Preisen macht sich der chinesische Billigmodehändler Shein immer mehr auf dem Schweizer Markt breit. Besonders bei Jugendlichen sind die Kleider für wenige Franken sehr beliebt. Jetzt zeigt sich: Die Shein-Schnäppchen können der Gesundheit schaden. Denn einige Produkte enthalten bedenklich hohe Restspuren von Schadstoffen, wie eine Untersuchung des deutschen Verbrauchermagazins «Öko-Test» ergeben hat.
Beim Test wiesen acht der insgesamt 21 untersuchten Kleidungsstücke Rückstände giftiger Chemikalien oberhalb von Grenzwerten auf. Besonders schlecht schnitten zwei Sandalen-Paare ab: «Öko-Test» schreibt von regelrechten «Giftschleudern». Diese seien «bis obenhin voll mit gesundheitsschädlichen Chemikalien – darunter auch solchen, von denen man glaubte, sie seien längst aus der Textilproduktion verschwunden».
Ein Beispiel: Die «Sandalen für Damen Leo mit Fussbett, braun, Gr. 39» von Shein enthalten Blei und Cadium in Dosen, die über den in der EU zugelassenen Grenzwerten liegen. Beide Schwermetalle lagern sich im Körper ab und schaden der Gesundheit. Blei kann bei hohen Dosen zu Fehlgeburten führen, Cadium in grösseren Mengen verursacht Nieren- und Knochenschäden. Zudem stellte der Test bei den Billig-Latschen für 16 Euro einen Phthalat-Gehalt fest, der den EU-Grenzwert ums 15-Fache übersteigt. Die Phthalate stehen im Verdacht, Fortpflanzungsorgane zu schädigen, den Mutterleib zu gefährden und die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen. Auch zwei weitere Schadstoffe, die Krebs verursachen können, stecken in den Sandalen.
Sandalen halten bloss einen halben Tag
Beim Materialtest fielen viele der Shein-Kleider ebenfalls durch. Die Herren-Sandalen waren nach bloss 5700 simulierten Schritten kaputt, jene für Frauen nach 14'000 Schritten. Zur Erinnerung: Pro Tag empfehlen Ärzte rund 10'000 Schritte. Zudem überstanden mehrere Kleidungsstücke einige wenige Waschgänge nicht unbeschadet. Bei Jacken fielen Verzierungen ab, eine Cargohose schrumpfte stark zusammen.
Neben der schlechten Qualität kritisiert «Öko-Test» auch die mangelnde Transparenz von Shein. Denn das Unternehmen beantwortete weder Fragen zu den Produktionsbedingungen, noch solche zu den Lieferketten.
Ein ähnlich tristes Ergebnis zu Shein-Produkten lieferte ein früherer Test von Greenpeace Deutschland. Die Umweltschutzorganisation wies in seiner Untersuchung 2022 ebenfalls giftige Chemikalien in Kleidern des chinesischen Billiganbieters nach. Damals enthielten sieben der 42 gekauften Produkte mehr Schadstoffe, als in der EU erlaubt sind.
Shein rechtfertigt sich
Shein lässt die Vorwürfe nicht unwidersprochen auf sich sitzen. «Wir verlangen von unseren Lieferanten die Einhaltung strenger Kontrollen und Standards, die an europäischen und globalen Standards wie Reach ausgerichtet sind», so eine Unternehmenssprecherin zu Blick. Mit Prüfagenturen seien allein 2023 über 400'000 chemische Sicherheitstests durchgeführt worden.
Dennoch nehme Shein die Ergebnisse von Öko-Test ernst: «Wir nehmen vorsorglich, im Einklang mit unseren eigenen Sicherheitsprozessen- und protokollen, die Produkte aus dem Verkauf, von denen Öko-Test sagt, dass sie den gesetzlichen Anforderungen nicht entsprechen würden», schliesst die Sprecherin.