70 Millionen Franken Verlust
Corona wirft den Flughafen um 50 Jahre zurück

Es ist ein Jahr zum Vergessen für den Flughafen Zürich. Unterm Strich bleibt ein Minus in zweistelliger Millionenhöhe. Die Zahlen: tiefrot. BLICK hat einen Augenschein genommen.
Publiziert: 13.03.2021 um 12:09 Uhr
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Aktualisiert: 14.03.2021 um 10:17 Uhr
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Stephan Widrig, CEO Flughafen Zürich.
Foto: Keystone
Patrik Berger und Marc Iseli

Über dem Flughafen Zürich sind im Corona-Jahr ganz, ganz düstere Wolken aufgezogen. Phasenweise stand der Betrieb still. Ein Grossteil der 27'000 Angestellten war auf Kurzarbeit. Dutzende Maschinen von Swiss, Edelweiss und Helvetic standen sich auf den Abstellplätzen die Reifen platt. Die Wurstbrater bei den beliebtesten Planespotter-Plätzen waren faktisch ohne Gäste.

Gestern hat der Flughafen Bilanz gezogen aus diesem Horrorjahr. Und diese fällt schlechter aus als je zuvor. Drei Viertel weniger Passagiere reisten über den Flughafen. Zwei Drittel weniger Flugzeuge sind gestartet oder gelandet. Auch die Fracht ist um ein Drittel eingebrochen. Da wundert es nicht, dass der Flughafen einen Verlust von 70 Millionen Franken gemacht hat.

73,5 Prozent weniger Passagiere

«Bis vor kurzem wäre so etwas unvorstellbar gewesen», sagt Airport-Chef Stephan Widrig (49) zu BLICK. In Zahlen: Der Flughafen verzeichnete mit 8,3 Millionen Passagieren einen Rückgang von 73,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Flugbewegungen sank um 60 Prozent auf 111'328.

«Es ist ein Flugbetrieb wie vor 50 Jahren», sagt Widrig. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie seien historisch. Weder die Ölkrise 1979 noch der Golfkrieg 1991 oder die Terroranschläge vom 11. September 2001 hätten den Flugverkehr auch nur annähernd stark einbrechen lassen. Ein eindrücklicher Vergleich.

Check-in ist verwaist

Während Widrig die miesen Zahlen bekannt gibt, herrscht schon fast gespenstige Ruhe am Flughafen. Das Check-in ist verwaist. Die Restaurants sind geschlossen. Viele Läden auch. So auch der älteste Laden des Flughafens, das Heimatwerk.

Anita Jungen (61), Filialleiterin des Heimatwerks am Flughafen Zürich, erinnert sich: «Als wir am 16. März in den Lockdown mussten, war das ein Riesenschock», sagt sie zu BLICK. «Nebenan haben die Restaurants die Tische mit weissen Tüchern abgedeckt. Es war wie in einem Science-Fiction-Film», erinnert sie sich. «Dabei war es bittere Realität.»

Der Kontakt zu den Angestellten und den Kunden aus aller Welt habe ihr gefehlt. «Und doch hat diese Zeit uns Angestellte enger zusammengeschweisst», glaubt sie. Auch wenn das Geschäft im Level 2 derzeit immer noch geschlossen ist. «Wir mussten einsehen, dass es im Moment einfach zu wenige Passagiere hat.»

«Es macht mich traurig»

Auf dem Tower? Keine Spur von Hektik. An Spitzentagen landen und starten bis zu 800 Flugzeuge täglich. Gestern waren es ein paar Dutzend. Seit zwölf Jahren arbeitet Oliver Middelmann beim Flughafen. Er ist für die Flugzeuge verantwortlich, sobald sie gelandet sind, und leitet sie an ihre Standplätze. «Es macht mich traurig zu sehen, wie der Flughafen zurzeit ist», sagt er.

Auch die Politik ist alarmiert. Die Zürcher Volkwirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (63): «Die Situation am Flughafen schmerzt. Sie ist sehr, sehr dramatisch, und es wäre äusserst wünschenswert, wenn die Reisetätigkeit bald wieder aufgenommen werden kann.»

Der Flughafen bringe Gäste aus der ganzen Welt in unser Land. «Ohne Flughafen als Tor zur Welt werden überall Gastronomie, Hotellerie und Tourismusstandorte leiden», sagt sie.

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