Die Schweiz ist ein Volk von Mountainbikern. Nicht erst seit den Erfolgen bei Olympia. Die Touristiker haben das Potenzial des abenteuerlichen Zweirads längst erkannt. Sie verwandeln die Schweiz immer mehr zu einem Bikerparadies. Landesweit gibt es bereits 10'000 Kilometer signalisierte Mountainbike-Trails. Wer also die ganze Schweiz auf diesen Wegen abfahren will, könnte auch gleich die Welt zu einem Viertel umrunden.
Gerade in den Regionen Wallis, Freiburg und Graubünden wird voll auf die Karte Mountainbike gesetzt. «Wir beobachten, dass diese Regionen seit drei bis vier Jahren ihr Mountainbike-Angebot ausbauen, um das touristische und wirtschaftliche Potenzial dieser Sportart zu nutzen», sagt Schweiz-Tourismus-Sprecherin Liên Burkard. Der Branchenverband hat seine Sommerkampagne von 2018 ganz auf die Velo- und Mountainbike-Touristen ausgerichtet. Gerade Seilbahnen würden von ihnen im Sommer und Herbst profitieren.
Lenzerheide ruft Bike-Königreich aus
Die Lenzerheide GR geht in Sachen Mountainbike seit vergangenem Sommer aufs Ganze und hat das «Bike-Königreich Lenzerheide» ausgerufen. «Wir definierten Mountainbiken bereits vor über zehn Jahren als strategisches Geschäftsfeld und haben dieses seither intensiv bearbeitet», sagt Sprecherin Carmen Lechner.
Steigende Logiernächte-Zahlen im Sommer, eine steigende Nachfrage bei Bikevermietungen und Bikeshops sowie höhere Frequenzen bei den Bergbahnen würden zeigen, dass der wirtschaftliche Anteil der Mountainbiker enorm gewachsen ist und die gesamte Region davon profitiere. «Der Boom war bereits vor dem Corona-Ausnahmesommer 2020 spürbar und erhielt durch die Pandemie einen zusätzlichen Schub, insbesondere bei Schweizern», sagt Lechner.
Die Lenzerheide ist im Kanton Graubünden auch bestens positioniert.
Laut Schweiz Tourismus biken nirgendwo sonst so viele Menschen wie im Bündnerland. Demnach steigt jeder zehnte Gast im Kanton Graubünden mindestens einmal aufs Bike. Auch in anderen Regionen hat man das Potenzial erkannt. Die Region Luzern-Vierwaldstättersee hat unlängst das Portal «Bikegenoss» lanciert. Die Website bietet eine Übersicht über die besten Radtouren, bikefreundlichen Hotels und Restaurants.
Studierte fahren eher Mountainbike
Der wirtschaftliche Einfluss des Trendsports ist enorm. 370 Millionen Franken Umsatz jährlich generieren die Mountainbiketouren der heimischen Wirtschaft. Dies geht aus einer aktuellen Studie hervor, die der Verband Schweizer Wanderwege und SchweizMobil mit dem Bundesamt für Strassen publiziert haben. Die Erhebung zeigt weiter, dass 550'000 Schweizerinnen und Schweizer regelmässig in die Pedalen treten. Die meisten aus gesundheitlichen Gründen oder um Zeit in der Natur zu verbringen.
Am stärksten verbreitet ist das Mountainbiken laut der Studie bei Frauen wie Männern im Alter zwischen 30 und 60 Jahren. Und: Je höher das Einkommen, desto eher fährt man Mountainbike. Hinzu kommt laut der Studie ein Röstigraben: In der Romandie und im Tessin ist Mountainbiken stärker verbreitet als in der Deutschschweiz.