135 Millionen Franken futsch!
Schweizer Pumpenhersteller Sulzer mit Riesen-Russland-Abschreiber

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat gewichtige Folgen für Sulzer. Der Pumpenhersteller aus Winterthur schreibt grosse Vermögenswerte in Russland und Polen ab.
Publiziert: 01.07.2022 um 09:03 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2022 um 09:31 Uhr
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Pumpenhersteller Sulzer aus Winterthur ZH: Der Rückzug aus dem Russland-Geschäft drückt heftig auf den Reingewinn.
Foto: Keystone

Der Rückzug aus Russland und die Schliessung des Geschäfts in Polen schlägt bei Sulzer nun auf die Rechnung durch: Der Industriekonzern schreibt die Vermögenswerte in beiden Ländern ab.

Dies führe zu einmaligen Abschreibungen von rund 125 bis 135 Millionen Franken zu aktuellen Wechselkursen, wie das Winterthurer Unternehmen am Freitag in einem Communiqué bekannt gab. 125 Millionen Franken werden im ersten Halbjahr 2022 verbucht.

Gewinn durch Abschreiber belastet

«Die einmalige Abschreibung von Vermögenswerten wird keinen signifikanten Einfluss auf das operative Ergebnis von Sulzer haben, jedoch auf den Reingewinn», schrieb die Firma weiter. Im ersten Halbjahr 2021 hatte Sulzer einen Reingewinn von 86 Millionen Franken erzielt und im ganzen Geschäftsjahr 2021 hatte der Reingewinn 141 Millionen Franken betragen. Sulzer will die Halbjahreszahlen am 29. Juli 2022 veröffentlichen.

Man habe die Abschreibungen «nach sorgfältiger Analyse sämtlicher Optionen» beschlossen, schrieb der Konzern. Sulzer hatte Ende Mai angekündigt, sich angesichts des Ukraine-Kriegs und der Sanktionen gegen Russland vollständig aus dem russischen Markt zurückzuziehen und die dortigen Aktivitäten zu verkaufen.

Verkaufsprozess läuft bereits

Der Verkaufsprozess sei gestartet, sagte Sulzer-Sprecher Domenico Truncellito auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP: «Wir konnten die Nachfrage sichten und haben besseren Überblick, was das Geschäft noch wert ist.» Deshalb habe Sulzer die Abschreibungen vorgenommen.

Einen Zeithorizont für den Verkauf des verbleibenden russischen Geschäfts mit rund 300 Mitarbeitern gebe es nicht, sagte der Sprecher. Im vergangenen Jahr steuerte Russland 2,7 Prozent zum Konzernumsatz bei.

Sulzer musste wegen der Sanktionen gegen Russland nach dem Überfall auf die Ukraine einen Grossteil des russischen Geschäfts runterfahren, da sowohl Ein- als auch Ausfuhren unmöglich gemacht wurden. Konzernchef Frédéric Lalanne hatte dazu im April erklärt, dass im Startquartal 2022 die Aufträge aus Russland um 80 Prozent unter das Vorjahresniveau eingebrochen seien.

Ebenfalls Niederlassungen in Polen geschlossen

Innerhalb Russlands hielt Sulzer indes das Service-Geschäft vorerst noch aufrecht, da das Unternehmen Produkte für kritische Infrastrukturen wie die Wasserversorgung oder die Stromversorgung lieferte. Zum Verkauf steht nun das lokale Servicegeschäft, das Chemtech-Geschäft und das Pumpen-Verkaufsbüro sowie die dazugehörenden Serviceaktivitäten.

In Polen hat Sulzer ebenfalls im Mai seine beiden Niederlassungen geschlossen, nachdem die polnische Regierung die Streichung von der Sanktionsliste abgelehnt hat. Die polnischen Sanktionen betreffen laut Sulzer eigentlich den russischen Hauptaktionär Viktor Vekselberg, sind aber auf die polnischen Sulzer-Gesellschaften ausgeweitet worden.

Sulzer verwies darauf, dass Vekselberg keinerlei Kontrolle oder Eigentumsrechte über Sulzer-Gesellschaften ausübe und all seine wirtschaftlichen Rechte an Sulzer entzogen seien.

Das Winterthurer Unternehmen beschäftigte in den beiden Niederlassungen in Polen 192 Mitarbeiter und erzielte einen Jahresumsatz von 21,5 Millionen Franken, was 0,6 Prozent des Gesamtumsatzes im Jahr 2021 ausmachte. (SDA)

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