Königssee. Der Name tönt so schon, wie die Region um Berchtesgaden tatsächlich ist. Hohe Berge, dichte Wälder, pittoreske Dörfer, dazu eben der kristallklare See – sie prägen das Landschaftsbild. Berühmt ist die Gegend aber auch für ihre Bobbahn – hier wurden seit der Eröffnung 1960 ganze 16 Weltmeisterschaften durchgeführt. Bloss: Von der Sportstätte ist nicht mehr viel übrig!
Der starke Regen am letzten Samstag liess den Klingerbach, der unter dem Eiskanal durchfliesst, über die Ufer treten. Die Folgen? Fatal. Das viele Wasser und die mitgerissenen, riesigen Felsbrocken zerstörten die ersten 200 Meter der Bahn komplett. «Es ist ein absoluter Gau. Die Bobbahn ist ein Totalschaden», sagte Thomas Schwab zur «Welt». Der Generaldirektor des deutschen Bob- und Schlittenverbandes wohnt in der Nähe. Er schätzt den Schaden auf 20 Millionen Euro. «Die kommende Wintersaison ist komplett im Eimer.»
Hefti leidet mit
Einer, der die Königssee-Bobbahn wie kaum ein Zweiter kennt, ist Beat Hefti. Der heute 43-Jährige wurde 2014 in Oberbayern sowohl im Vierer-, als auch im Zweiter-Schlitten Europameister. Entsprechend leidet er aus der Ferne mit. «Ich habe super Erinnerungen an diese Zeit. Doch nun blutet mein Herz», sagt Hefti.
Wie erfuhr er von der Katastrophe? «Ich bin gerade in den Ferien und habe Videos von Kollegen erhalten. Klar, rund um die Bahn gibt es Netze gegen Steinschlag, das Gebiet ist voller Klippen. Aber so etwas? Nein, daran dachte ich keine Sekunde. Da sieht man, welche Gewalt die Natur haben kann.»
Extreme Zerstörung
Dem Olympiasieger von Sotschi ist bewusst, dass es sich bei der Zerstörung der Bobbahn «nur» um einen materiellen Schaden handelt. Anderes ist wichtiger. Tatsächlich kam es im Landkreis Berchtesgadener Land zu derart heftigen Fluten, dass mindestens ein Mensch starb. Nach offiziellen Angaben wurden 65 Personen vor den Fluten evakuiert.
Heute ist Hefti Nachwuchstrainer. Er plante, mit seinen Schützlingen im Dezember nach Königssee zu reisen. Daraus wird nichts mehr. «Als ich dort noch am Königssee fuhr, gab es nicht einmal eine richtige Garderobe, höchstens eine Holzhütte. Wenn man zu spät dran war, musste man sich draussen aufwärmen», erzählt der Ex-Pilot.
Er ergänzt: «Die Bobs wurden mit einem Kranen auf die Bahn gehoben – es war alles sehr einfach. Danach wurde alles für viel Geld modernisiert. Und nun ist alles kaputt, einfach unglaublich.»