Auf einen Blick
- Die Schweizer Skispringer warten seit 2014 auf einen Weltcup-Sieg
- Gregor Deschwanden könnte diese Sieglos-Serie beenden
- Die jüngsten Erfolge des Luzerners sorgen für Diskussionen
Am vergangenen Freitag jährte sich eine Grusel-Statistik der Schweizer Skispringer zum zehnten Mal. Seit dem Sieg von Simon Ammann (43) am 29. November 2014 warten sie auf einen Weltcup-Triumph. Die besten Chancen, diese unrühmliche Serie zu beenden, hat Gregor Deschwanden (33). Der Luzerner flog in den ersten vier Wettkämpfen dreimal unter die besten zehn.
Seine Erfolge werden jedoch von Misstrauen begleitet. Das zeigt sich an einer Beobachtung des ZDF-Kommentators Stefan Bier. «Deschwanden hat einen relativ voluminösen Anzug», stellte der Deutsche während der Fernsehübertragung beim Weltcup-Springen am vergangenen Sonntag fest. Ein solcher Satz fällt bei sonst keinem anderen Athleten. Zwischen den Zeilen klingt es fast so, als verdächtige er den Schweizer, mit einem nicht regelkonformen Anzug zu springen.
Anzug entscheidet über Sieg oder Niederlage
Als Blick den Schweizer Trainer Martin Künzle darauf anspricht, muss er lachen. «Klar, dass sie etwas sagen, wenn wir vorne dabei sind.» Dann fügt er an: «Wir haben tatsächlich sehr gute Anzüge.» Ein Grund dafür ist die Vollzeitanstellung eines Fachmannes.
Wie wichtig Anzüge sind, erklärte Künzle einst so: «Dank wenigen Zentimetern mehr Stoff kann der Athlet bis zu zehn Meter weiter springen.» Im Schrittbereich entsteht ein Segeleffekt, der zusätzlich Weite generiert.
Deshalb bewegen sich sämtliche Springer am Reglementslimit – und teilweise darüber hinaus. Um dem entgegenzuwirken, hat der Weltverband für diese Saison eine neue Regel erlassen.
Höhere Kontrolldichte soll Betrüger entlarven
Während Saison dürfen die Springer nur noch zehn Anzüge benutzen. Pro Weltcup-Wochenende sind es deren zwei. Diese werden von den Kontrolleuren mit Mikrochips und einem Schriftzeichen versehen.
So soll verhindert werden, dass die Springer zwischen den Durchgängen Kleidungsstücke austauschen, was die Kontrolldichte erhöht, da weniger Anzüge im Umlauf sind. «Es geht dabei um Chancengleichheit und natürlich auch um Kostenreduzierung und Nachhaltigkeit», sagte FIS-Renndirektor Sandro Pertile vor dem Saisonstart gegenüber Eurosport.
Deschwanden überzeugt mit seiner Technik
Die Schweizer Athleten blieben bisher bei keiner Kontrolle hängen. «Unsere Anzüge sind regulär», betont Künzle. Gleichzeitig lobt er die neue Regel. «Sie funktioniert sehr gut.» Dass nicht nur der Anzug für die starken Leistungen von Deschwanden verantwortlich ist, zeigen die teaminternen Vergleiche.
Während der Luzerner regelmässig in die Top Ten springt, holte bisher nur Ammann Weltcup-Punkte für die Schweiz. «Gregor macht mit seiner guten Flugtechnik den Unterschied.» Die nächste Chance, um die Schweizer Sieglos-Serie zu beenden, bietet sich ihm am kommenden Wochenende in Wisla (Pol).