Deutsche toben – Ammann sieht eine Chance
Skisprung-Zoff wegen neuer Regel

Die Landungen werden im Skispringen ab sofort strenger bewertet. Während deutsche Springer die Änderung kritisieren, zeigt sich Simon Ammann überraschend optimistisch. Der Schweizer hofft, davon profitieren zu können.
Publiziert: 20.11.2024 um 18:03 Uhr
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Aktualisiert: 20.11.2024 um 18:14 Uhr
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Der Telemark gehörte nie zu den Stärken von Skispringer Simon Ammann.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Regeländerung sorgt für Kontroverse bei Athleten und Trainern
  • Deutsche Springer kritisieren härtere Bestrafung von unsauberer Landungen
  • Ammann sieht einen Vorteil für sich selbst
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Nicola AbtReporter Sport

Das Problem begleitet Simon Ammann (43) seit seinen Anfängen. Der vierfache Skisprung-Olympiasieger landet zu wenig schön. Für seinen teils wackeligen, teils nicht vorhandenen Telemark wird er von der Jury regelmässig abgestraft.

Nun drohen dem Altmeister noch mehr Abzüge. Wie jeden Sommer hat der Weltverband (FIS) einige Regeländerungen vorgenommen. Eine davon betrifft den Telemark. Die Erneuerung sorgt bei gewissen Athleten für grossen Ärger.

Die Deutschen greifen Weltverband verbal an

Ab dem Weltcup-Auftakt am kommenden Wochenende werden unsaubere Landungen härter bestraft. Statt zwei Punkten Abzug drohen den Athleten nun bis zu drei Minuspunkte. Im schlimmsten Fall verliert ein Springer nach Wegfall der höchsten und schlechtesten Bewertung bis zu neun Punkte.

«Das ist eine Möglichkeit, um besser die Athleten zu ermitteln, die einen sehr guten oder vielleicht sogar perfekten Telemark zeigen», so Sandro Pertile, der Skisprungverantwortliche der FIS. Er sieht in der Anpassung einen Vorteil für all die Athleten, die «sehr stilvolle Bewegungen» zeigen.

Der sechsfache Weltmeister Markus Eisenbichler ist darüber ganz und gar nicht erfreut. Im Wintersport-Podcast der Sportschau wetterte er gegen den Weltverband: «Was sich die FIS da wieder ausgedacht hat, finde ich total bescheuert!» Er befürchtet, dass einige Athleten bewusst weniger weit springen.

«Denn wenn du weit fliegst und den Telemark versaust, kann es sein, dass du nicht auf dem Podest bist. Das ist einfach nicht fair.» Sein Teamkollege Karl Geiger pflichtet ihm bei: «Wir sind ja nicht im Eiskunstlauf oder Dressurreiten. Sondern wir wollen, dass der weiteste und beste Sprung gewinnt.»

Ammann widerspricht seinen Konkurrenten

Der grössere Einfluss der Punkterichter wird auch im Schweizer Team kontrovers diskutiert. Trainer Martin Künzle ist kein Fan der Regeländerung. Ganz anders sieht es Kilian Peier. Der WM-Dritte von 2019 sagt: «Ich finde es eine gute Sache. Es zwingt die Jury dazu, noch genauer hinzusehen.»

Überraschend positiv äussert sich Ammann zur Regelanpassung. «Ich hoffe, dass es die Weitenjagd eindämmt.» Damit widerspricht der vierfache Olympiasieger seinen deutschen Konkurrenten, die sich für möglichst weite Flüge einsetzen. Obwohl Ammann selten einen blitzsauberen Telemark zeigen konnte, sieht er in der Anpassung eine Chance für sich selbst. «Der Ausfallschritt muss nicht mehr so gross sein, das kommt mir entgegen.»

Ob er sich die kontroverse Regeländerung tatsächlich zu seinem Vorteil nutzen kann, wird sich erstmals am kommenden Wochenende zeigen. Im norwegischen Lillehammer startet Ammann in seine 28. Weltcup-Saison.

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