Ex-Skispringer spricht offen
Olympiasieger Freund über Leben mit Epilepsie

Ex-Skispringer Severin Freund enthüllt Epilepsie-Erkrankung. Der Olympiasieger spricht offen über seine Erfahrungen und will anderen Betroffenen Mut machen.
Publiziert: 25.11.2024 um 10:48 Uhr
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Aktualisiert: 25.11.2024 um 14:18 Uhr
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Severin Freund macht seine Epilepsie-Erkrankung öffentlich.
Foto: IMAGO/Ulrich Wagner

Auf einen Blick

  • Severin Freund enthüllt Epilepsie-Erkrankung.
  • Freund setzte Karriere trotz ärztlicher Bedenken fort
  • Olympiasieger hat nur in der Nacht Anfälle
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Der ehemalige Skisprungstar Severin Freund hat seine Epilepsie-Erkrankung öffentlich gemacht. In einem Interview mit «Welt am Sonntag» enthüllt der Olympiasieger von 2014 Details über seinen Kampf mit der Krankheit, die ihn seit fast zwei Jahrzehnten begleitet.

«Ich hatte immer wieder Anfälle, allerdings nur aus dem Schlaf heraus», erklärt Freund. Der frühere Skispringer weis mittlerweile genau, in welchem Rhythmus die Anfälle bei ihm einsetzen. «Es scheint bei mir so zu sein, dass ich im Abstand von sechs bis 24 Monaten ein Fenster von etwa zwei Wochen habe, in denen ich Anfälle habe. Dann ist es einer oder sind es bisher maximal drei. Danach habe ich wieder Ruhe.»

Ärzte rieten ihm von Profikarriere ab

Der erste Anfall ereignete sich im Sommer 2004. Freund erinnert sich: «Unser Hausarzt kam von nebenan schnell rüber und bekam noch die Phase mit, in der ich nicht sofort reagibel war.» Anfangs wurde sogar eine Intoxikation vermutet, da gerade Volksfest war. Diese Erfahrung versetzte den jungen Sportler in eine Art Schockzustand.

Trotz der Diagnose setzte Freund seine Karriere fort. Ein Arzt hatte ihm 2006 jedoch vehement davon abgeraten. «An Leistungssport ist überhaupt nicht zu denken. Bei Herrn Freund geht es darum, dass er ein geregeltes Leben führen kann», schildert der 36-Jährige den Satz, der sich bei ihm eingebrannt hatte. Doch weitere Tests ergaben, dass Anfälle tagsüber unwahrscheinlich seien, was ihm erlaubte, seinen Sport fortzusetzen.

Während seiner aktiven Zeit hielt Freund die Erkrankung bewusst geheim. Er befürchtete, dass schlechte Leistungen auf die Epilepsie zurückgeführt würden. Zudem wollte er nicht ständig darauf angesprochen werden.

Freund macht Mut

Der Ablauf eines Anfalls ist für Freund inzwischen Routine. «Ich fange im Schlaf an zu krampfen, beisse mir teilweise auch auf die Wange. Meine Frau schaut dann, dass nichts in der Nähe ist, an dem ich mich verletzen könnte und dass ich nicht aus dem Bett rauskugle.»

Der 2022 zurückgetretene Freund betont, dass etwa 800'000 Menschen in Deutschland mit Epilepsie leben. «Es kann eine grosse Einschränkung bedeuten, muss es aber nicht. Wenn du damit konfrontiert wirst, herrscht erst einmal grosse Hilflosigkeit.» Er sieht seine eigene Situation differenziert. «Die Verläufe und Ausprägungen sind sehr unterschiedlich und individuell. Ich hatte in vielerlei Hinsicht Glück.»

Trotz Epilepsie kann Freund auf eine äusserst erfolgreiche Karriere zurückschauen. In der Saison 14/15 krallte sich der Deutsche den Gesamtweltcup. In seinem Palmarès stehen zudem drei WM-Titel. Bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi (Russ) feierte er mit der Goldmedaille im Teamwettbewerb seinen grössten Erfolg.

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