Auf einmal steht er da, im Zielbereich von Planica, und kann es selbst kaum glauben. Vor ein paar Wochen waren seine Welt noch mittelmässige Plätze im Continental Cup, also auf zweithöchster Stufe im Skispringen. Jetzt ist Remo Imhof inmitten des WM-Trubels in Slowenien. Tausende machen auf den Rängen Krach. Verkehrte Welt für das 19-jährige Talent, das bis dato noch nie im Weltcup an den Start gegangen ist.
Dass er überhaupt in Planica ist, verdankt er einer Leistungsexplosion im letzten Monat, dem verrücktesten und zugleich erfolgreichsten seiner bisherigen Karriere. Erst springt der Muotathaler Anfang Februar an der Junioren-WM in Whistler (Ka) auf Rang acht –und erfüllt damit überraschend die Selektionskriterien für die Elite-WM. Dann holt er wenige Tage später im Continental Cup in Klingenthal den zweiten Platz. Aus dem Nichts zu seinem besten Ergebnis auf der Tour. Doch das Highlight folgt erst noch: In Planica, wo er einer der fünf angereisten Schweizer Athleten ist, setzt er sich zunächst in der teaminternen Quali durch, bootet damit den erfahreneren Dominik Peter (21) aus. Ehe er im Qualifikationsspringen am Freitag als 50. auch noch den Cut für den WM-Bewerb auf der kleinen Schanze schafft.
Der Teenie mit den roten, wehenden Locken verblüfft in Planica alle. Auch mit seiner Abgeklärtheit, die er an den Tag legt. Auf die Frage, ob er sich selbst überrascht habe, meint er: «Meine Sprünge sind aktuell grundsolide. Es hat sich im Training bereits abgezeichnet.» Er könne im in der Skisprung-Szene berühmten Tal der Schanzen «völlig befreit» auftreten. Schmunzelnd sagt er: «Ich muss höchstens mir selbst etwas beweisen.»
Der Fasnachts-Tambour träumt von der Vierschanzentournee
Mit dem Umstand, dass es am Samstag auf der kleinen Schanze dann nicht reicht, um sich für den Final-Durchgang zu qualifizieren (Platz 35), kann er leben. Allein schon seine WM-Teilnahme ist für den Hobby-Schlagzeuger und Fasnachts-Tambour eine «Riesensache».
Killian Peier verpasst den zweiten Durchgang ebenfalls (33.). Dafür halten Gregor Deschwanden mit Schlussrang 19 und Simon Ammann auf Position 28 die Schweizer Fahne hoch. Der Pole Piotr Zyla wird nach 2021 erneut Weltmeister.
Und Imhof hofft nun seinerseits auf einen Exploit auf der grossen Schanze am Freitag. Für ihn stellt die WM einen enormen Schritt in seiner persönlichen Karriereplanung dar. Sein grösstes Ziel? Der Mann vom Skiclub Einsiedeln, zu dem auch sein (zurückgetretenes) Vorbild Andreas Schuler gehört, will eines Tages die Vierschanzentournee gewinnen. Er ist nicht nur cool und abgeklärt, dieser Remo Imhof, sondern auch ordentlich ambitioniert.