Auf einen Blick
- Gregor Deschwanden kämpft mit Wind-Ärger und Gewichtsproblemen beim Skispringen in Engelberg
- Trotz Grippe und Gewichtsverlust erreicht Deschwanden den dritten Podestplatz der Saison
- Ob das zweite Springen am Sonntag stattfinden kann, ist ungewiss
Gregor Deschwanden (33) schaut zur Schanze in Engelberg hinauf und realisiert, dass gerade alles gegen ihn läuft. Die Windfahnen ändern ihre Richtung. Der starke Rückenwind ist weg. Prompt segeln zwei Österreicher an die Spitze. Den grossen Rückstand kann der Luzerner im zweiten Durchgang nicht mehr wettmachen. Jan Hörl und Daniel Tschofenig feiern einen Doppelsieg.
Deschwanden landet trotz Windpech auf dem starken dritten Rang. Es ist sein dritter Podestplatz in dieser Saison. «Das Wetter kann ich nicht ändern», stellt er hinterher nüchtern fest. Es ist diese Gelassenheit, die Deschwanden derzeit so stark macht. Denn der Wind ist nicht die einzige Hürde, die er auf dem Weg zum Podest nehmen musste.
Grippe löste Gewichtsproblem aus
Deschwanden kämpft seit Donnerstag mit Grippe-Symptomen. «Ich hatte Fieber und Schüttelfrost.» Im Schlaf habe er so stark geschwitzt, dass er einige hundert Gramm Gewicht verloren habe. Im Skispringen ein grosses Problem, denn die Länge der Ski ist an den BMI-Wert gekoppelt. Wer zu leicht ist, muss mit einem kürzeren Ski springen. Was die Tragfläche verkleinert und damit tendenziell die Sprungweite verringert.
«Ich realisierte am Freitagmorgen, dass es eng werden würde. Deshalb musste ich viele gesalzene Nüsse essen.» Diese fördern die Wassereinlagerung im Körper. Am Ende konnte er mit seiner gewohnten Skilänge springen. Auch, weil er schon vor der Grippe etwas schwerer war. «Ich hatte fast ein Kilo Reserve», sagt er schmunzelnd.
Kein Springen am Sonntag?
Die Krankheit hat auch seinen Tagesablauf verändert. «Normalerweise gehe ich morgens vor dem Springen in den Kraftraum und stemme ein paar Gewichte. Damit ich meine Beine richtig spüre.» Diese Umstellung machte ihm ebenso wenig aus wie der enorme Druck, der auf seinen Schultern lastete.
Ganz ausblenden konnte er diesen aber nicht. «Als ich vor dem ersten Sprung nach unten schaute, spürte ich die Anspannung.» Seine Mutter war noch viel nervöser. Sie schrie sich unten im Tal die Seele aus dem Leib. «Nach jedem Springen habe ich kaum mehr eine Stimme», erklärt sie.
Als die Siegerehrung vorbei war, durfte sie ihren Sohn endlich in die Arme schliessen. «Ich bin so glücklich. Du hast das toll gemacht!» Später betont sie: «Er bleibt trotz der Erfolge auf dem Boden.» Ob Deschwanden an diesem Wochenende noch ein weiteres Mal abgehen darf, ist tatsächlich ungewiss. Starker Schneefall und Wind gefährden das zweite Weltcupspringen am Sonntag.