Auf einen Blick
- Schweizer Männer-Staffel gewinnt sensationell Silber bei Nordisch-WM in Trondheim
- Cyril Fähndrich, Jonas Baumann, Jason Rüesch und Valerio Grond bilden Medaillen-Quartett
- Historischer Erfolg: Erste Staffel-Medaille für die Männer seit 53 Jahren
Nach Nadine Fähndrichs drittem Platz im Einzelsprint und ihrem Bronze-Coup mit Anja Weber im Teamsprint setzen die Swiss-Ski-Hoffnungen an der Nordisch-WM tatsächlich noch einen drauf: Die Männer-Staffel läuft sensationell zu historischem Silber! Das hat es seit dem dritten Platz von Albert Giger, Edi Hauser, Alfred Kälin sowie Alois Kälin an den Winterspielen 1972 in Sapporo (Jap), die gleichzeitig auch als WM galten, nicht mehr gegeben.
Blick stellt die vier neuen Medaillen-Helden, in der Reihenfolge ihres Staffel-Starts, vor:
Cyril Fähndrich
Der 25-jährige Eigenthaler hat an dieser Nordisch-WM schon einmal überzeugt: Er wurde starker Siebter über 10 km, als bester Nicht-Skandinavier – und unterstrich damit einmal mehr sein Potenzial. Der Bruder von Nadine Fähndrich gilt für die nächsten Jahre als Schweizer Hoffnungsträger über die längeren Distanzen. In dieser Saison kam er im Weltcup noch nicht richtig auf Touren, im letzten Winter aber setzte er an der Tour de Ski mit Rang drei über 15 km ein echtes Ausrufezeichen. Wie seine Schwester hat er im letzten Frühling entschieden, den Saisonaufbau sowie die WM-Vorbereitung abseits des Swiss-Ski-Teams und alleine mit Ex-Swiss-Ski-Coach Ivan Hudac zu bestreiten. Der Entscheid hat für ordentlich Aufsehen gesorgt, macht sich an dieser WM nun aber bei beiden Fähndrichs mit starken Resultaten bezahlt.
Jonas Baumann
Für ihn ist es die letzte WM seiner Karriere – und ein umso schönerer Abschluss. Jonas Baumann, bald 35-jährig und zweifacher Familienvater, wird nach dieser Saison entscheiden, ob er noch die nächste (Olympia-)Saison anhängt oder nicht. Die WM-Dernière sei es für ihn aber ganz bestimmt, liess der Bündner im Vorfeld von Trondheim verlauten. Für den langjährigen Weggefährten von Langlauf-Legende Dario Cologna ist die Staffel-Silbermedaille die Krönung seiner Karriere – und eine Genugtuung «für die Tränen, die ich bereits vergossen habe», wie er im TV-Interview bei SRF sagt.
Speziell: Weil Baumann zuletzt ins B-Kader zurückgestuft wurde und damit finanzielle Einbussen in Kauf nehmen musste, lancierte er im Internet ein Unterstützungsprojekt, bei dem rund 12’000 Franken zusammenkamen. Auch, um sich den Trip nach Trondheim überhaupt leisten zu können. Jetzt steht fest: Es hat sich gelohnt.
Jason Rüesch
Er stammt aus dem sportlichsten Dorf der Schweiz – aus Monstein GR, wo nicht nur Staffel-Teamkollege Valerio Grond herkommt, sondern auch Eishockeyprofi Gian-Marco Hammerer, die Unihockeyspieler Claudio und Marco Laely sowie Ski-Star Jasmine Flury. Und mit Letzterer hat der 30-jährige Rüesch eine enge Verbindung. Der Langläufer und die ein Jahr ältere Abfahrtsweltmeisterin von 2023 wuchsen als Patchwork-Geschwister auf. Erst besuchten sie gemeinsam den Kindergarten, dann kamen Rüeschs Mutter und Flurys Vater zusammen. Die beiden schliefen einst sogar im selben Zimmer. Später träumten sie davon, an Olympischen Winterspielen teilzunehmen, was sowohl Rüesch (2022 in Peking) als auch Flury (2018 in Pyeongchang sowie 2022) gelang. Und: Nach dem Staffel-Coup von Trondheim haben nun auch beide eine WM-Medaille in der Tasche.
Valerio Grond
Neben Janik Riebli ist Valerio Grond der beste Sprinter im Schweizer Männer-Team – und das hat er nun im Staffel-Rennen eindrücklich unter Beweis gestellt. Im Schlussspurt kochte er den Schweden Edvin Anger ab und bescherte Swiss-Ski dadurch Silber. Grond hat bereits drei Weltcup-Podestplätze eingefahren, zwei davon im Teamsprint mit Riebli, einen im Einzel. Der 24-Jährige stammt wie Rüesch aus Davos Monstein und ist – ganz seinem Dorf entsprechend – ein sportliches Multitalent. Grond macht nicht nur beim Langlauf eine gute Figur, sondern auch beim Golfen oder Surfen. Heilig ist ihm zudem die Zeit im September, wenn es auf die Bündner Hochjagd geht. Die Trainer bei Swiss-Ski lassen ihn dann einfach machen, weil es «nichts bringen würde, ihn davon abzuhalten», wie Coach Erik Braten Guidon mit einem Schmunzeln sagt. Grond macht sich jeweils mit der immer gleichen Playlist für seine Rennen heiss, unter anderem mit AC/DC und Muse drauf. Nun hat er den musikalischen Input auf die Loipe übertragen – und die WM-Staffel so richtig gerockt.