Schweizer ärgern sich über Jury
Dicke Luft an Tour de Ski wegen plötzlicher Regeländerung

Weil die Jury der Tour de Ski nach der zweiten Etappe in Toblach eine Zeitregelung übergeht, fühlen sich die Schweizer Top-Läufer vor den Kopf gestossen.
Publiziert: 01.01.2024 um 13:55 Uhr
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Aktualisiert: 01.01.2024 um 16:52 Uhr
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Lucas Chanavat kann sich freuen: Er bleibt wegen einer Regeländerung doch noch dabei.
Foto: Getty Images
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Marco PescioReporter Sport

Der Jahreswechsel ist im Langlauf-Weltcup mit einigen Nebengeräuschen vonstatten gegangen. Beim Teamcaptains-Meeting nach der zweiten Etappe in Toblach wurde ein Punkt heftig diskutiert, der auch die Schweizer Equipe verärgert zurücklässt.

Der Grund: Um in der Tour weiterlaufen zu können, durften die Athleten im gestrigen Rennen über 10 km klassisch nicht mehr als 15 Prozent auf die Zeit des Tagessiegers verlieren. So weit, so bekannt. Die Schweizer Top-Sprinter Valerio Grond (Fünfter zum Auftakt), Janik Riebli und Co. gingen mit genau dieser Vorgabe ins Rennen. Sie mussten leiden, aber schafften es so schnell ins Ziel, dass ihre Zeiten ausreichten, um beim zweiten Tour-Sprint am Mittwoch in Davos dabei sein zu dürfen. Allerdings: Einige Läufer, darunter der französische Sprint-Star Lucas Chanavat, erreichten die Limite nicht.

Sprich: Der Sieger von der Startetappe wäre aus der Tour ausgeschieden. Woraufhin die Jury entschied, die 15-Prozent-Vorgabe zu kippen – und Chanavat und Co. dennoch die Fortführung der Tour zu ermöglichen.

Das heisst im Umkehrschluss: Die Schweizer und auch andere Läufer haben sich für nichts derart abgemüht. Lars Brönnimann, Chef Langlauf bei Swiss-Ski, sagt im TV-Interview bei SRF: «Für uns ist dieser Entscheid nicht verständlich. Dass man die Regeln während des laufenden Wettkampfs ändert, ist sehr, sehr schwer nachvollziehbar.»

Er erklärt, das Team sei zunächst «erleichtert» gewesen, dass man die Top-Sprinter über die Zeit durchgebracht hatte. Die Nachricht von der Jury sei dann wiederum sehr überraschend gekommen: «Unsere Athleten verstehen es nicht, dass sie alles investiert haben, um weiterzukommen – und dies jetzt gar nicht mehr nötig gewesen wäre.»

«Argument, das man nicht gelten lassen kann»

Auch SRF-Experte Adriano Iseppi kritisiert den Jury-Entscheid: «Es geht hier nicht um Chanavat, der ein sehr sympathischer Athlet ist. Sondern darum, dass man Regeln während eines Wettkampfs ändert, die man schon im Sommer hätte überdenken können.» Die Organisatoren hätten in der Erklärungsnot ins Feld geführt, dass die Frauen eine 18-Prozent-Marge hätten, dass es ein schweres Rennen über 10 km klassisch gewesen sei und dass Chanavat im Vorfeld krank gewesen sei.

Iseppi kann alle drei Punkte nicht verstehen: «Man hätte genug Zeit gehabt, über die Bücher zu gehen und den Prozentsatz anzupassen. Und das Rennen war zwar schwer, aber nicht überschwer. Es gab Läufer mit einer hohen Startnummer, die trotz des Schneefalls aufs Podest liefen. Es war fair für alle. Also ist auch das ein Argument, das man nicht richtig gelten lassen kann. Genauso wie die letzte Begründung, dass Chanavat krank war – denn das gilt auch für andere. Man hat hier versucht, sich mit Händen und Füssen zu rechtfertigen. Das ist sehr unglücklich.»

Dass Chanavat nun in Davos wieder um den Sprint-Sieg mitkämpfen kann, sieht man im Schweizer Team trotz des Ärgers «sportlich», wie Brönnimann sagt: «Wir schauen nach vorne und werden wieder unser Bestes geben.» Mit anderen Worten: Die Schweizer wollen die Antwort auf der Loipe geben.

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