Was hat sich Alexander Bolschunow bloss dabei gedacht? Am vergangenen Sonntag ist der Russen-Star während des Zielsprints in Lahti (Fi) gegen Joni Mäki derart hässig, dass er seinen finnischen Kontrahenten zuerst mit dem Stock schlagen will und im Nachhinein mit einem Eishockey-Check aus voller Fahrt niederstreckt.
Während der russische Verband sich gezwungen sieht eine 0815-Entschuldigung zu veröffentlichen, schweigt Bolschunow und lehnt jegliche Medienanfragen ab. Auch russische. Bis nach dem Training am Dienstagnachmittag. Und auch da stellt er sich nur widerwillig einigen Fragen des norwegischen TV-Senders NRK.
«Wollte nur mit ihm reden»
In seinen Antworten aber denkt Bolschunow nicht an ein Sorry: «Als ich die Ziellinie überquerte, wollte ich mit Mäki sprechen. Warum er getan hat, was er getan hat. Ich kam mit hohem Tempo und versuchte zu bremsen, aber die Bindung war gebrochen. Ich wollte ihn nicht checken, nur mit ihm reden.»
Wieso denn überhaupt? Bolschunow ist der Meinung, dass sich Mäki im Zielsprint unfair verhalten habe: «Er hat kein faires Spiel gespielt. Er hat mich absichtlich blockiert, das ist nicht fair. An dieser Meinung halte ich fest.» Eine Entschuldigung für sein eigenes Verhalten tönt anders …
Ein bisschen Reue, ein bisschen Gifteln
Ein wenig Einsicht und Reue hat der wütende Langlauf-Russe aber trotzdem: «Dass die Jury mich disqualifiziert hat, kann ich verstehen. Ich habe nach dem Ziel falsch gehandelt. Aber andererseits verstehe ich nicht, wieso nicht auch der Finne disqualifiziert wurde für das, was er vor dem Ziel getan hat!»
«Ich bereue es schon. Ich verstehe, dass es nicht richtig war. Und ich werde es in Zukunft nicht mehr tun», so Bolschunow weiter gegenüber NRK.
Sich zumindest etwas reumütig zu zeigen ist sicher kein schlechtes Vorgehen. Denn der russische Langlauf-Star muss sich für seinen Ausraster beim Staffelrennen in Lahti eventuell vor Gericht verantworten. Bei der örtlichen Polizei ist eine Anzeige gegen den 24-Jährigen eingegangen, das bestätigte der finnische Kommissar Tuomas Kuure der Nachrichtenagentur AFP.
Was Mäki «verbrochen» hat
Mäki gesteht derweil der finnischen Zeitung «Ilta Lehti», dass er den Russen zur Weissglut getrieben hat. «Ich habe ihn während des ganzen Rennens immer wieder angestarrt, das hat ihn wahrscheinlich ein wenig provoziert», so Mäki. Im letzten Aufstieg dann der Nadelstich: «Ich verabschiedete mich von ihm, ich sagte Tschüss.»
Als Bolschunow im Zielsprint dann hinter Mäki festhängt, explodiert er. Das lässt sich auch durch Mäkis Provokationen nicht entschuldigen. «Das gehört nicht in die Loipe», sagt der Finne. «Hoffentlich passiert das nicht wieder.» (leo/sid/sme)