Sie will nichts dem Zufall überlassen: Nadine Fähndrich weilt schon seit letztem Samstag in Planica, der vor allem vom Skispringen bekannten slowenischen Wintersport-Location nahe Kranjska Gora, um sich akribisch auf das grosse Saison-Highlight vorzubereiten.
Strecke, Schnee, Unterkunft, Zielstadion, alles wird genau unter die Lupe genommen. Trainer Ivan Hudac machte früher im Winter sogar mit seiner Familie in Planica Ferien, um den WM-Ort zu besichtigen und Fähndrich ein Video vom Sprint-Circuit schicken zu können. Die 27-Jährige weiss genau, worauf es am Donnerstag beim WM-Start ankommt: «Die Kurven werden entscheidend sein.»
Nicht mit weniger Akribie hat die Eigenthalerin ihre Saison geplant. Nach dem Rücktritt von Dario Cologna und ihrer Teamkollegin Laurien van der Graaff wurde sie das neue Schweizer Langlauf-Aushängeschild. Die Erwartungen von aussen stiegen. Aber auch jene an sich selbst. Es sollte die Saison des grossen Durchbruchs an der Weltspitze werden. Dafür stellte sie sich ein attraktives Motivations-Programm zusammen. Denn: Nach der Saison wartet der Umzug von Allschwil BL, wo sie aktuell mit ihrem Freund Elvis Fazliu wohnt, in die neue Eigentumswohnung des Paars in Knutwil LU. Eine Sauna soll das neue Heim veredeln. Aber: Ob es tatsächlich die Traum-Sauna, die sich Fähndrich vorstellt, gibt, macht sie von ihren sportlichen Resultaten abhängig. «Ich habe mir für diesen Winter drei Ziele gesetzt. Wenn ich zwei erreiche, gibt es die Traum-Sauna», erklärt sie schmunzelnd.
Dem zweiten Ziel schon nahe
Ihre konkreten Vorgaben an sich selbst: «Ziel eins: Dreimal im Weltcup aufs Podest laufen.» Check. Fähndrich gewann schon drei Sprintbewerbe in dieser Saison. In Beitostölen, Davos und im Val Müstair.
«Ziel zwei: Im Weltcup in der Sprint-Gesamtwertung in den Top 3 sein.» Auch das sieht gut aus. Aktuell belegt sie hinter der Schwedin Maja Dahlqvist Platz zwei, mit bloss neun Punkten Rückstand.
«Und Ziel drei: Eine WM-Medaille.» Nun, eine hat sie 2021 mit van der Graaff im Teamsprint bereits geholt (Silber). Jetzt gehts aber noch um Einzel-Edelmetall. Und da gehört sie in ihrer Paradedisziplin Sprint ohnehin zu den Top-Anwärterinnen. Auch wenn die Konkurrenz im Vergleich zu Beginn der Saison noch einmal grösser wurde, weil beispielsweise die Schwedinnen Emma Ribom und Jonna Sundling zurückgekehrt sind. Doch Coach Hudac schenkt Fähndrich uneingeschränkt sein Vertrauen: «Sie ist gut drauf. Das Podest liegt absolut drin.»
Heisst: Fähndrich könnte schon in Planica ihren persönlichen Bonus abholen – und sich nicht nur den Medaillen-Traum erfüllen, sondern auch jener der perfekten Sauna mit allen Schikanen, die sie möchte.
Freund Elvis hätte sicher auch nichts dagegen. Er wird genauso vor Ort sein wie ihr um vier Jahre jüngerer Bruder Cyril, der im Männer-Team startet, ihre Eltern und die befreundeten Nachbarn. Alle wollen dabei sein, wenn Fähndrich versucht, ihre bisherige Top-Saison zu krönen.