Bis vor eineinhalb Monaten hatte Beda Klee noch kein einziges Top-10-Ergebnis im Einzel-Weltcup aufzuweisen – in der ganzen Karriere, versteht sich. Und dann fräst der Toggenburger an der Tour de Ski einen Top-Auftritt nach dem anderen in den Schnee, so dass er am Ende mit Gesamtrang fünf gar Schweizer Langlauf-Geschichte schreibt. «Surreal» sei das, fand der überwältigte 27-Jährige hinterher.
Mit einem Top-10-Platz in der Schlusswertung hat er das geschafft, was vor ihm erst dem viermaligen Tour-Sieger Dario Cologna (37) sowie Curdin Perl (39) gelang. Letzterer beendete das Etappenrennen 2011 als Vierter.
«Einfach nur beeindruckend», sagt Lars Brönnimann, Chef Langlauf bei Swiss-Ski, zum Überraschungserfolg des Distanzspezialisten: «Wir wussten, dass er sich bereits in Top-Form befand, doch ein Ergebnis in diesem Ausmass konnten wir nicht erwarten.»
Und trotzdem ist es in gewisser Weise ein Exploit mit Ansage. Brönnimann sagt: «Beda verfügt über ein grosses Selbstvertrauen. Er weiss, was er draufhat.» Teamkollege Janik Riebli (25) bestätigt das, er bezeichnet Klee als «Strategen mit immer guten Ideen». Und dann witzelt er: «Er ist derjenige, der alles in drei Monaten schafft – er macht oft Sprüche, dass in drei Monaten mit ein bisschen Arbeit fast alles möglich sei. Weltmeister ist er so bislang allerdings noch nicht geworden.» Riebli schätzt Klees lockere Art: «Wir können uns gegenseitig hochnehmen. Es macht grosse Freude, ihn im Team zu haben.»
Cologna: «Er hat gemerkt, dass er etwas ändern musste»
Auch SRF-Experte Cologna bezeichnet Klee als «angenehmen Kerl, der es mit allen gut kann». Für ihn ist die knallharte Analyse, die der Toggenburger nach den verpassten Olympischen Spielen 2022 machte, entscheidend: «Er hat selbst gemerkt, dass er etwas ändern musste.» Klee passte sein Training an, setzte auf Höhentraining und neue Inputs im Kraftbereich. «Er hat dadurch einen grossen Schritt gemacht. Nun ist er auf einem guten Weg im Hinblick auf die kommenden wichtigen Jahre.» 2025 wartet die Nordisch-WM in Trondheim, 2026 folgen die Winterspiele in Norditalien.
Die Tour de Ski ist in dieser Hinsicht eine Erlösung fürs Schweizer Distanzteam. Nach dem Cologna-Rücktritt im Frühjahr 2022 hatten in der Folgesaison erst die Sprinter Resultate geliefert. Nun sind auch die Distanzler im Begriff, die Lücke nach der Cologna-Ära zu schliessen. Neben Klee war auch der dritte Platz von Cyril Fähndrich im Val di Fiemme ein dickes Ausrufezeichen. Brönnimann ist hochzufrieden: «Wir sind auf einem guten Weg. Da stösst eine schlagkräftige Gruppe nach.»