Tränen statt grenzenloser Jubel. Nadine Fähndrich hadert nach ihrem bislang erfolgreichsten Winter mit dem allerletzten Rennen. Es hätte zur absoluten Krönung werden sollen, endete letztlich aber im Frust.
Die Kristallkugel wird ihr im letzten Moment noch entrissen – weil sie in Lahti (Fin) bereits im Halbfinal ausscheidet. Und weil das schwedische Team Maja Dahlqvist (28) grosszügig unterstützt und ihr so den Weg zum Wertungssieg ebnet.
Fähndrich spricht hinterher von einer «grossen Enttäuschung», verzichtet aber auf öffentliche Kritik an ihren Konkurrentinnen. Dass es sie während des Rennens wurmte, lässt sie dennoch durchblicken. In der Folge des umstrittenen Viertelfinals, als Dahlqvist nach einem Stockbruch von Teamkollegin Moa Ilar (25) vorgelassen wurde, habe sie sich gedacht: «Jetzt zeige ich es euch!»
Zu mehr als dem Halbfinaleinzug reichte es der 27-Jährigen aber nicht mehr. «Schade», findet auch Langlauf-Legende Dario Cologna (37), der damit der bislang einzige Langlauf-Exponent der Schweiz bleibt, der eine Weltcup-Kugel gewinnen konnte. Im Fall des im Vorjahr zurückgetretenen Bündners, der nun als SRF-Experte im Einsatz ist, waren es mit vier Gesamtsiegen und vier Distanzwertungs-Erfolgen gar deren acht.
Cologna sagt: «Klar hat Dahlqvist nach dem Stockbruch vom starken Team profitiert. Allerdings hatte Nadine im Halbfinal die Chance im Direktduell mit ihr – und da hat sich Dahlqvist sportlich durchgesetzt.»
Sauna und Japan als Trost
Nach der verpassten WM-Medaille in Planica (Sln) ist es der nächste grosse Dämpfer für Fähndrich innerhalb eines Monats. Trotzdem blickt die Eigenthalerin auf einen Winter zurück, in dem sie so stark wie noch nie war. Dank ihrer drei Sprint-Siege hat sie Schweizer Sport-Geschichte geschrieben, ist nun die erfolgreichste Langläuferin aller Zeiten.
Auch Cologna betont: «Das war trotz allem eine sehr gute Saison. Sie hat einen Riesenschritt gemacht und war sehr konstant.» Gerade ihre Fortschritte in der klassischen Technik hätten es ihr erlaubt, so lange ganz vorne an der Weltspitze mitzumischen oder gar den Ton anzugeben.
Auch Fähndrich zeigt sich insgesamt «zufrieden»: Unterschrieben hätte die ambitionierte Athletin diese Saison vor Beginn aber nicht, sagt sie schmunzelnd: «Es geht immer noch besser.» Sie wolle noch weiter an ihrer Explosivität arbeiten, noch besser mit schwierigen Bedingungen klarkommen.
Die Kugel ist weg. Ihr Ziel, die Sprint-Wertung in den Top 3 abzuschliessen, hat sie als Zweite aber erreicht. Das heisst: Sie darf sich ganz offiziell ihre «Traum-Sauna» für ihre neue Wohnung in Knutwil LU gönnen, die sie bald mit Freund Elvis Fazliu bezieht. Und: Als Saison-Belohnung und Kugel-Trost wartet auf die beiden die langersehnte, wegen Corona zwischenzeitlich verschobene Japan-Reise im April.