«Armutszeugnis und nicht fair»
Corona-Eklat im Weltcup! Norwegen, Finnland und Schweden steigen aus

Der Schweizer Langlauf-Boss Christian Flury ist sauer. Einerseits auf die Skandinaver, die aus dem Langlauf-Weltcup aussteigen. Andererseits auf den Weltverband FIS, der es verpasst hat, sich auf den Corona-Winter einzustellen.
Publiziert: 03.12.2020 um 10:58 Uhr
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Aktualisiert: 31.12.2020 um 09:31 Uhr
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Grosser Zoff im Langlauf. Die Norweger um Superstar Therese Johaug verzichten auf weitere Weltcup-Einsätze.
Foto: Getty Images
Stefan Meier

Im Langlauf-Weltcup brodelt es gewaltig. Die Rennen in Davos am übernächsten Wochenende und danach in Dresden verkommen zu zweitklassigen Veranstaltungen. Denn die Skandinavier haben die Schnauze voll. Die Top-Nationen Norwegen, Schweden und Finnland ziehen sich zurück.

Die Langlauf-Welt reagiert mit Unverständnis. Der deutsche Nationaltrainer Peter Schlickenrieder sagt: «Das ist ein Armutszeugnis, was da gerade passiert.» Und Christian «Hitsch» Flury, der Langlauf-Chef bei Swiss Ski, haut in die gleiche Kerbe.

Skandinavier stemmten sich gegen Anpassungen

«Das sehe ich genauso, es ist ein Armutszeugnis. Aber es überrascht mich nicht. Wir haben erwartet, dass bei diesem Kalender so etwas passiert», sagt Flury zu BLICK. Was er meint: Die FIS hat den ganz normalen Weltcup-Kalender durchgedrückt und eigentlich fast gar nicht auf die Corona-Pandemie reagiert.

Was Flury aber gewaltig stört, dass die Skandinavier erst jetzt Anfang Dezember diese Diskussion anstossen. «Wir haben mit den Deutschen im Sommer ein Konzept vorgelegt, wie ein angepasster Kalender aussehen könnte. Unter anderem wurde das aber von den Skandinaviern abgelehnt. Es ist darum sehr enttäuschend und nicht ganz fair, dass sie nun absagen.»

«So etwas macht mich wütend»

Es kursieren nun bereits Gerüchte, dass die drei Top-Nationen so den unsinnigen Weltcup-Kalender, über den sich auch Dario Cologna schon aufgeregt hat, abwürgen wollen. «So etwas macht mich wütend», sagt Flury. «Sie hätten uns unterstützen können, als wir im Mai den Vorschlag gemacht haben.

Der grösste Ärger richtet sich aber gegen die FIS. Der Kalender ist wagemutig, einheitliche Regeln werden schmerzlich vermisst. Eine Corona-Blase wie bei vielen anderen Sportveranstaltungen wird zum Beispiel nicht erstellt. «Da fehlt die Führung in der FIS-Langlauf-Crew, welche die Rahmenbedingungen vorgeben sollte. Man hat es im Sommer verpasst, Anpassungen im Kalender und einheitliche Regeln zu machen. Es ist eigentlich traurig, was da abgeht.»

Schweizer fehlen vielleicht im Januar/Februar

Swiss Ski hätte für die FIS-Rennen dieses Wochenende in Goms und den Weltcup in Davos grossen Aufwand betrieben. «Wir sind überzeugt, dass man die Wettkämpfe sicher durchführen kann. Aber klar, eine hundertprozentige Sicherheit gibts es nicht.»

Während bei den Skandinaviern nicht sicher ist, ob sie etwa für die Tour de Ski an Neujahr zurückkehren werden in den Weltcup, wollen die Schweizer dort sicher noch starten. Danach sind auch Schweizer Einsätze im Weltcup in der Schwebe. «Die Rennen im Januar und Februar vor der WM sind sehr fragwürdig. Da ist Weltcup-Kalender fast nicht zu stemmen», sagt Flury. Man überlege intensiv, wie es dort für Cologna und Co. weitergeht.

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