Im Langlaufsport der Frauen ist die Norwegerin Therese Johaug die Überfliegerin schlechthin. Steht sie am Start, gibt es für die Konkurrenz eigentlich praktisch nie ein Vorbeikommen. Es scheint, als habe das 1.62 Meter grosse Fliegengewicht den ersten Platz so gut wie immer für sich reserviert.
Um dies zu ändern, haben die anderen Langläuferinnen in Vergangenheit vermehrt zu drastischen Mitteln gegriffen. So auch die junge, aufstrebende Schwedin Frida Karlsson (21) die rund zehn Zentimeter grösser als Johaug und dadurch auch schwerer ist.
Einführung eines Gesundheitschecks
Wie bei anderen Ausdauersportlerinnen, kann man auch bei Karlsson beobachten wie sie immer dünner und dünner wird. Der Magerwahn führt so weit, dass der schwedische Verband sich gezwungen sieht, einzugreifen und den Shootingstar der letzten WM in Seefeld (drei Medaillen) intern für mehrere Wochen zu sperren.
Nach aussen wird das zwar so offiziell nie kommuniziert – es heisst lediglich, sie habe nicht alle Anforderungen des Gesundheitstests erfüllt. Doch das geringe Gewicht dürfte der Hauptgrund für diesen Entscheid sein. Dieser Gesundheitscheck wurde vor ein paar Jahren vom Olympiaverband eingeführt, um Athleten in Ausdauersportarten besser vor Essstörungen zu schützen.
«Ich kam zu einem Punkt an dem ich was ändern musste»
In einem Interview mit der norwegischen Tageszeitung «Dagbladet» äussert sich nun die betroffene Karlsson erstmals zu diesen gegen sie verhängten Massnahmen, die sehr drastisch und einschneidend waren.
«Ich war sehr müde. Alles wurde zum Hindernis. Das Aufwachen war anstrengend. Aufstehen war anstrengend. Es kam zu einem Punkt, an dem ich etwas tun musste», so die 21-Jährige. Darauf angesprochen, was sie getan habe, um etwas an diesem Zustand zu ändern, antwortet sie: «Ich musste die treibende Kraft für einen neuen Fokus nutzen, das Gleichgewicht im Körper finden und in die Zukunft investieren. Ich habe viel aus der ganzen Situation gelernt. In Widrigkeiten wird man geistig stärker. Es war eine grosse Herausforderung. Ich bringe viel aus der letzten Saison mit.»
Zur Ernährung meint sie: «Es ist eine Herausforderung bei der Ernährung. Wir trainieren sehr, sehr viel und hart. Das Training, das erforderlich ist, macht es schwierig, genug Nahrung zu bekommen, um genug Energie zu haben.»
Karlsson schaut positiv in die Zukunft
Der Cross-Country-Star aus Solleftea hat im Sommer hart trainiert und dabei gute Testergebnisse abgeliefert. Nun freut sich die Schwedin, wieder Wettkämpfe bestreiten zu können und behauptet: «Ich bin auf einem höheren Niveau als zuvor.»
Das gleiche Schicksal erlitt im Übrigen auch die Norwegerin Ingvild Flugstad Oestberg. Auch ihr wurde in Vergangenheit von ihrem Verband ein Start verweigert.
Die neue Langlauf-Saison beginnt am kommenden Wochenende mit einem Sprint (klassisch) über 1.4 Kilometer im finnischen Ruka. (sst)