Es sind lumpige 0,12 Sekunden, die Melanie Hasler (23) nach zwei Läufen fehlen! Die Aargauer Bob-Pilotin trumpft beim Heimrennen in St. Moritz im 1. Lauf auf, fährt im Monobob auf den zwischenzeitlichen EM-Bronze-Rang. Die EM ist in das Weltcup-Finale im Engadin integriert.
Doch dann wird Hasler, die in der Weltcup-Wertung Neunte wird, im 2. Lauf noch von der Russin Nadezhda Sergeeva vom EM-Podest gedrängt. «Klar, das ist ärgerlich. Mein erster Lauf war super. Aber ich wusste, dass es im zweiten Lauf schwierig wird. Vor allem auch, weil ich immer noch nicht richtig starten kann.»
Am Start mit Handicap
Hasler laboriert noch an den Nachwehen einer Oberschenkelzerrung, kommt aber nach einer kurzen Reha-Phase und dem Comeback letztes Wochenende immer besser in Fahrt. «Die Verletzung bremst mich schon noch ziemlich ein. Am Start kann ich auf den ersten zehn Metern Guzzi geben, doch danach kann ich nur noch nachlaufen», sagt unsere Olympia-Hoffnung im Monobob.
Nun ist auch klar, dass Hasler nicht die einzige Bob-Frau in Peking sein wird. Martina Fontanive (35) sichert mit dem 13. Rang in der Weltcup-Wertung (EM-Siebte) den zweiten Schweizer Quoten-Platz für den Zweierbob, auch wenn ihre Selektion noch nicht offiziell ist. «Wirklich glücklich bin ich trotzdem nicht, denn ich konnte nicht zeigen, was ich kann», sagt die Zürcherin, «ich bin mehr gerutscht als gefahren. Ich freue mich, dass ich am Sonntag im Zweier nochmals vor den Fans starten kann!»
Nur ein Schweizer Bob bei den Männern
Das Weltcup-Finale im Engadin ist das erste Bob-Rennen des Winters, bei dem Zuschauer erlaubt sind. Den Monobob-Sieg holt sich Kaillie Humphries (USA), der EM-Titel geht an Mariama Jamanka (De).
Auch beim Männer-Rennen im Zweierbob kommt durch Dauersieger Francesco Friedrich der Sieger aus Deutschland, er holt seinen 101. Weltcup-Podestplatz und EM-Gold. Wegen der Verletzung von Simon Friedli (Zerrung) ist mit Michael Vogt nur ein Schweizer Bob am Start. Der Schwyzer landet auf dem 9. Rang (EM-Siebter).
Vogt: «Die Fahrten waren nicht das Gelbe vom Ei. Da liegt sicher mehr drin. Aber im Grossen und Ganzen bin ich trotzdem zufrieden, denn die Bahn in St. Moritz ist dieses Jahr ziemlich trickreich, auch die anderen Teams haben ihre Probleme gehabt.»
Auch Vogts Team ist verletzungsgeplagt. Mit Sandro Michel fehlt sein bester Anschieber mit einer Zerrung, es springt Andreas Haas aus Friedlis Team ein. «Andi hat einen guten Job gemacht», sagt Vogt, «es gilt nun einfach, dass Sandro wieder rechtzeitig für die Olympischen Spiele fit wird.»
Am Sonntag finden mit den Frauen-Zweier und den Männer-Vierer die letzten Weltcup-Rennen vor Olympia statt.