Eigentlich sollte die Vorfreude bei allen Beteiligten der Olympischen Spiele steigen. Doch in der aktuellen Situation will das Olympia-Fieber noch nicht richtig aufkommen. Die Liste der Sport-Stars, die sich mit Corona infizieren, wird immer länger. Die Organisatoren schicken in Peking alle Helfer bereits jetzt in die Blase. Wie blicken Schweizer Sport-Asse auf die bevorstehenden Spiele?
Bei den Curlern ist die Vorfreude gedämpft. Das Mixed-Team Jenny Perret/Martin Rios bestreitet den ganzen Januar keine Wettkämpfe mehr, trainiert abgeschottet in der Curling-Halle der Tissot-Arena (in Biel) nur noch gegen andere Schweizer Mixed-Teams. Martin Rios: «Unsere einzige Aufgabe bis zu den Spielen ist es, kein Corona zu bekommen!»
Angst vor der Abflugwoche
Bobfahrer Michael Vogt hat am meisten Bammel vor der einen Woche zwischen dem Weltcup-Final in St. Moritz und dem Swiss-Sliding-Trainingslager in Filzbach vor dem Abflug. Es ist die Woche, in der die Athleten nochmals bei den Familien sein werden. «Ich werde mich daheim ziemlich abschotten müssen.»
Trotz aller Vorkehrungen seitens der Sport-Profis und der Organisationen: Ist man zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort, droht der Olympia-Traum zu platzen. «Die Stimmung ist überhaupt nicht mehr locker», sagt Rodlerin Natalie Maag gegenüber SRF. Für Olympiasiegerin Sarah Höfflin sei es «eine Frage des Timings und des Glücks.»
«Straflager voller Kakerlaken»
Sollte eine Athletin oder Athlet kein Glück haben und sich mit Corona infizieren, droht Ungemütliches. «Wir haben einige Sachen im Internet gesehen, die Angst machen – zum Beispiel die Isolationszimmer für Positive, die etwas an Gefängniszellen erinnern», so Höfflin. Bilder, die Ski-Ass Niels Hintermann als «Straflager voller Kakerlaken» beschrieben hat.
Aufgrund der Situation wurde eine mögliche Verschiebung zur Diskussion gebracht. Am Mittwoch informierte das IOC die nationalen Komitees aber, dass die Spiele wie geplant durchgeführt werden.
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Kritik an China
Doch nicht nur die Pandemie beschäftigt die Beteiligten, sondern auch die politischen Aktionen der chinesischen Regierung: die Unterdrückung von muslimischen Uiguren, die Gewalt gegen Protestierende in Hongkong und die Diskriminierung von Menschen aus dem Tibet.
Natürlich haben die Sportlerinnen und Sportler keinen Einfluss auf die Vergabe der Spiele. Sie können ihre Stimme erheben, sonst bleibt nur der Fokus aufs Sportliche.
Alpin-Snowboarder Nevin Galmarini fasst sein moralisches Dilemma in seiner Kolumne im «Bündner Tagblatt» so zusammen: «Einerseits bin ich Profisportler und habe mein Leben lang dafür trainiert, um an Grossanlässen Leistung zu bringen. Andererseits bin ich ein Mensch und habe Empathie für das Leid anderer.» Michelle Gisin hofft indes, «dass China diese Chance nutzt, um Veränderungen einzuläuten.»