Der «Wilhelm Tell des Biathlons», wie er im Weltcup zuletzt genannt wurde, schlägt wieder zu. Sebastian Stalder sorgt im letzten Rennen der Biathlon-WM in Oberhof (De) für ein beachtliches Abschlussergebnis bei den Männern. Der 25-jährige Zürcher legt im Massenstart-Bewerb über 15 km eine formidable Schiessleistung hin, trifft 20 von 20 Scheiben – und klassiert sich damit auf dem siebten Schlussrang.
Im Sprint auf den letzten Metern verpasst er um Haaresbreite Rang sechs und damit auch die «Flower Ceremony», die grosse Siegerehrung. Bloss zwei Zehntel fehlen für die Blumen.
Bemerkenswert: Stalder war nur der Schweizer Ersatzmann im Massenstart. Er ist erst kurzfristig (rund zwei Stunden vor dem Rennen!) nachgerückt, als klar war, dass der eigentlich vorgesehene Niklas Hartweg krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte und auch ein zweiter Athlet Forfait erklären musste.
Doch Stalder hat als zweiter Nachrücker seine Chance genutzt. Nach Hartwegs sechstem Platz im Einzelrennen ist es das zweitbeste Schweizer (Einzel-)Resultat an der WM in Oberhof. Und Stalder überhaupt bestes Ergebnis der Karriere.
«So spontane Einsätze mache ich noch gerne, die liegen mir», meint er schmunzelnd. Er habe nichts zu verlieren gehabt: «Dass am Schluss so ein gutes Resultat herauskommt, ist wirklich schön.»
Schweden-Triumph auf ganzer Ebene
Gold geht an den Schweden Sebastian Samuelsson, dahinter klassiert sich sein Landsmann Martin Ponsiluoma auf Rang zwei. Der norwegische Saison-Dominator Johannes Thingnes Bö muss sich nach drei Strafrunden für einmal mit Bronze begnügen. Geschichte schreibt er damit aber trotzdem: Als erster Mann holt er an einer Biathlon-Weltmeisterschaft sieben Medaillen. Danach gibts für ihn im Scherz ein Ortsschild mit der Aufschrift «Boeberhof».
Im Frauen-Rennen geht der Sieg ebenfalls an Schweden. Hanna Öberg setzt sich im Massenstart-Rennen über 12,5 km durch – vor der Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold und der Französin Julia Simon.
Häcki-Gross gewinnt eine Lasagne von ihrem Mann
Lena Häcki-Gross läuft mit zwei Schiessfehlern auf den elften Rang – wie bei den Männern ist es auch bei den Frauen das beste Schweizer Massenstart-Resultat an einer WM. Sie vermag in der letzten Runde nach dem Schiessen noch vier Plätze gutzumachen. Aita Gasparin (vier Fehler) beendet den Bewerb auf Position 30.
Für Häcki-Gross bedeutet ihr Abschluss-Erfolg an der WM doppelte Freude: Durch ihre Rangierung in den Top 15 hat sie eine Wette mit ihrem Mann Marco Gross, der ebenfalls Biathlet ist und für Deutschland startet, gewonnen. Dieser muss noch am selben Abend mit Lasagne und Rotwein auf sie warten.