Im Klub-Fussball ist die Champions League das höchste der Gefühle. In anderen Sportarten bewegt sie weder die Massen noch lässt sie die Kassen klingen. Geld und Glamour? Auch im Volleyball Fehlanzeige. Weil eine Teilnahme in der europäischen Königsklasse in einem finanziellen Fiasko gipfeln könnte, verzichtet Volley Schönenwerd freiwillig darauf.
Als Schweizermeister hat sich das Team aus dem Kanton Solothurn die Möglichkeit erspielt, die Qualifikation für die Champions League zu bestreiten. Diese umfasst seit 2016 drei Runden mit jeweils einem Hin- und Rückspiel. Sportlich zählen Schweizer Klubs auf diesem Niveau zu den Aussenseitern. Doch der Grund für Schönenwerds Verzicht ist ein anderer: das drohende finanzielle Risiko.
In der «Solothurner Zeitung» sagt Schönenwerds CEO Daniel Bühlmann: «Wenn wir uns völlig überraschend für die Gruppenphase qualifizieren würden, dann hätten wir finanziell ein grosses Problem. Wir haben keine Chancen, diese hohen Kosten irgendwie zu refinanzieren.» Für das Budget sei die Königsklasse eine zu grosse Nummer, schiebt er mit Bedauern nach. Statt die Kasse zu füllen, könnte die Champions League ein grosses Loch in diese reissen. Wie das Beispiel von Amriswil zeigt: Nach dem letztjährigen Out in der zweiten Quali-Runde deckten grosszügige Sponsoren einen Verlust von rund 50’000 Franken.
Diese Kosten werden fällig
Was das Abenteuer Champions League so teuer macht, sind diverse Kosten. Als Teilnahmegebühr müssen bereits pro Quali-Runde 2000 Euro hingeblättert werden. Die Preisgelder sind im Vergleich dazu gering: Bei überstandener erster Runde winken 3000, dann 4000 und 6000 Euro. Bei einem allfälligen Einzug in die Gruppenphase bliebe so zwar ein Plus von 7000 Euro.
Dieser Betrag deckt den finanziellen Aufwand jedoch bei weitem nicht. Denn hinzu kommen die Reisekosten, die pro Auswärtsspiel für Mannschaft und Staff zwischen 15’000 und 20’000 Franken betragen dürften. Weiter nicht verlockend: Ein Sieg in der Gruppenphase (10’000 Euro) deckt nicht mal die Hälfte der Teilnahme-Gebühr (25’000 Euro).
Hinzu kommen Kosten, die durch strenge Regularien anfallen. So ist im höchsten Klubwettbewerb beispielsweise ein spezieller Hallenboden Pflicht, dessen Miete rund 3000 Franken kostet. Weiter sind LED-Banden Standard, TV-Produktions-Vorgaben müssen erfüllt und Klubsponsoren in der Heim-Halle oft überklebt werden. Für Bühlmann alles Gründe für die Absage. Stattdessen nimmt Volley Schönenwerd zum zweiten Mal am zweithöchsten Klubwettbewerb, dem CEV Cup, teil, wofür geringere und für den Klub finanzierbare Kosten anfallen.
«Wir bedauern den Entscheid, können diesen aber nachvollziehen», sagt Alessandro Raffaelli, Leiter Spielbetrieb bei Swiss Volley. «Wir können und wollen die Klubs nicht zwingen, weil sie finanziell gesund dastehen sollen für unsere Meisterschaft.»